Neunzig Millionen Mark – Zaun inklusive

■ „Realisierungswettbewerb“ zum Neubau des Bundespräsidialamtes ausgelobt

Während sich in Bonn die Ministerien noch um die Umzugskosten streiten, führt in Berlin die frühe Entscheidung von Bundespräsident Richard von Weizsäcker, seinen Amtssitz vom Rhein an die Spree zu verlegen, zu ersten regierungsbaulichen Umrissen. Für den Neubau lobte jetzt das Bundesbauministerium den „Realisierungswettbewerb Bundespräsidialamt“ aus. Der Entwurf für ein Verwaltungsgebäude des Bundespräsidenten und seines Planungsstabs soll südlich des Schlosses Bellevue verwirklicht werden.

Der Auslobungstext für den Verwaltungstrakt mit einem Raumprogramm von insgesamt 5.279 Quadratmeter Nutzfläche für Büroflächen, Gästezimmmer, Hausmeisterwohnungen und 180 Stellplätze in der Tiefgarage legt Wert auf den sorgsamen Umgang mit dem Wettbewerbsgebiet. Um die bestehende Gartenanlage zu schonen, wurden die Planungsgrenzen auf eine Fläche von 22.000 Quadratmeter eingeschränkt. „Das neue Gebäude soll flächensparend in den Tiergarten integriert werden. Ein Lösungsvorschlag, der nicht die gesamte Fläche ausschöpft, wäre vorzuziehen.“ (Ausschreibungstext) Außerdem sollen sich die neuen Gebäude in der Höhe der 1789 errichteten dreiflügeligen Anlage (Traufe 14 Meter) „unterordnen“.

Die Architektur des neuen Gebäudes soll, so von Weizsäcker in der Auslobung, „mit der alten, unter Denkmalschutz stehenden Bausubstanz vereinbar“ und zugleich zukunftsbildend sein. Dieses unentschiedene Verhältnis zwischen Alt- und Neubau wäre in dem EG-weiten Wettbewerb besser zugunsten eines klar modernen Anspruchs formuliert worden, soll doch der Neubau nicht an das Schloß anschließen.

Die Akzeptanz der Methode „modernes Bauen in alter Bausubstanz“ läßt sich aus der Zusammensetzung der Jury dennoch ableiten. So sitzen als Fachpreisrichter „moderne“ Architekten wie Heinz Mohl und der New Yorker Richard Meier in der Jury. Dieser hatte in Frankfurt/M. eine klassizistische Villa in den Neubau des Kunstgewerbemuseums integriert. Die hohen Sicherheitsanforderungen für den Präsidialbereich schneiden in die Bauaufgabe ein. Ein Zaun soll das Gelände abriegeln. Abgabetermin der Wettbewerbsunterlagen: 5. April. Die Entscheidung des Preisgerichts für das 90-Millionen-Mark-Projekt soll Ende Juni stattfinden. rola