Spar-Chaos an der Uni

■ Vakanzrate nochmals erhöht / Wiwi-Studenten bangen um Seminar-Plätze

Die Sparpolitik des Hamburger Senats chaotisiert den Lehrbetrieb an der Hamburger Uni. Wie gestern bekannt wurde, soll die Vakanzrate für die Alma Mater in diesem Jahr nochmals um 700.000 Mark auf knapp 17,8 Millionen erhöht werden.

„Eine seltsame Reaktion auf den Streik der Studierenden“, kommentiert der GAL-Abgeordnete Martin Jörß den Beschluß des Senats. Nicht nur die Wissenschaftsbehörde, alle Ressorts müssen einen Teil ihrer Stellen künstlich freihalten. Doch liegt die Sparrate für die Hamburger Uni mit 7 Prozent überproportional hoch. Weil die Hochschule sehr viel Zeitverträge und somit eine hohe „natürliche Vakanzrate“ hat, sockelte die Finanzbehörde bei Einführung dieser Sparmaßnahme 1983 einmal drauf.

Im letzten Jahr konnte die Uni die Vakanzrate nicht erbringen. Die fehlenden 1,5 Millionen Mark soll sie nun 1994 nachholen. Die 700.000 Mark kommen noch dazu. „Das bedeutet vermutlich, daß es für Professoren gar keine Vertretungen mehr gibt und ein Drittel der Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter nicht besetzt werden kann“, erklärte Uni-Sprecher Jörg Lippert.

Die Erhöhung der Vakanzrate trifft die Uni dort, wo sie am schwächsten ist. Im Lehrbetrieb und bei der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Hier werden Stellen so regelmäßig frei, daß sie nicht wieder besetzt werden können. Am Fachbereich Wirtschaftswissenschaft führte die Ankündigung der erhöhten Vakanz zu Panik unter Studenten. Weil er nicht wisse, welche Seminare angeboten werden können, hat der Fachbereich die Vergabe der Seminarplätze für Hauptstudium gestoppt.

2080 Studenten hatten sich beworben. Fällt ein wissenschaftlicher Mitarbeiter aus, können 50 Studenten weniger unterrichtet werden. kaj