JU erreicht Vorbild Kohl nicht

■ Unions-Nachwuchs verteidigt CDU als Partei der Mitte

Bonn (taz) – Politische Nachwuchsorganisationen sehen in der Regel ihre vornehmste Aufgabe darin, ihre Parteien grundlegend zu verändern. Bei der Jungen Union (JU) ist das anders. Sie kämpft mittlerweile um den Erhalt der CDU als „Partei der Mitte“, wie gestern bei der Pressekonferenz des JU-Bundesvorsitzenden Hermann Gröhe deutlich wurde. Die JU fordert mehr Offenheit, mehr Diskussionsfreude und das Aufgreifen ökologischer Themen. In der Europa- und Ausländerpolitik muß sie ein Abdriften der Union nach rechts verhindern.

Sehr hoch legt Gröhe die Latte nicht. Er freut sich schon über die Tatsache, daß der CDU-Bundesvorstand auf der Klausurtagung in Windhagen den JU-Chefs zwei Stunden lang zuhörte und schließlich deren Analyse zustimmte. Gegenwärtig ähnelt das Altersprofil der CDU-Freunde einem „Treppchen“ (Gröhe): niedrige Zustimmung bei jungen Menschen, hohe bei den Senioren.

Gerade 11,5 Prozent der 25- bis 34jährigen votierten im vergangenen Herbst bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg für die CDU. Zusagen der CDU-Spitze aber konnte Gröhe aus Windhagen nicht mitnehmen. Das stört ihn angeblich nicht: „Man kann nicht beschließen, wir werden eine lebendige Volkspartei – man kann es nur tun.“ Der JU-Vorsitzende und künftige Bundestagsabgeordnete brachte das Kunststück fertig, den Parteivorsitzenden von jeder Kritik auszunehmen. Der Kanzler gilt seiner Jugend als Vorbild – zumindest in seiner „revolutionären Phase“, wie Kohls Sturm-und- Drang-Epoche in einer Artikelsammlung der JU genannt wird. Die Ausschnitte beschreiben, wie Kohl in den 60er Jahren gegen Widerstände die CDU zur modernen Partei formte. Ein Vergleich mit dem selbstgewählten Vorbild fällt für die junge Garde wenig schmeichelhaft aus. Nichts deutet darauf hin, daß jemals Artikel darüber geschrieben werden, wie sie gegen Widerstände ihre verknöcherte Partei umgekrempelt haben. Mon