piwik no script img

Und weg ist die Quote

■ GAL-Fraktion mag Männer, aber nicht mehr die Gleichstellung der Frau

Parteiprogramme schreiben ist das eine, politisch danach handeln aber was ganz anderes. So bei Hamburgs Grünen: Deren Bürgerschaftsfraktion klagte in der Vergangenheit zwar häufig die berufliche Gleichstellung von Frauen ein oder profilierte sich mit grünen Quotierungsgesetzen, aber in der Realität scheinen diese urgrünen Grundsätze jetzt nichts mehr Wert. Zumindest was die Einstellung von Fachreferentinnen für die Fraktion betrifft: Mit sieben gegen zwei Stimmen votierten die Abgeordneten in der vergangenen Woche dafür, die Frauenquote abzuschaffen.

„Gleichstellung in der GAL – mangelhaft“, so klagen Fraktionsmitarbeiterinnen im GAL-Rundbrief. Derzeit arbeiten sieben männliche Referenten (mit 210 Stunden) für die Fraktion und nur zwei Frauen (60 Stunden). Durch die Vergrößerung der Fraktion können nun noch acht Stellen (150 Stunden) vergeben werden – gemäß Quote nur noch an Frauen.

Aber wofür sind Grundsätze da? Zum über Bord werfen – und dies taten die Abgeordneten am 10. Januar. Als bei einem Sachstandsbericht deutlich wurde, daß sieben der acht Abgeordneten männliche Zuarbeiter einstellen wollten, entschied die Mehrheit konsequent, sich gegen die anstehende Einstellung von Frauen auszusprechen.

Doch jetzt macht die grüne Landesarbeitsgemeinschaft Frauen (LAG) mobil: „Wir sind nicht gewillt, diesen Fraktionsbeschluß einfach so hinzunehmen“, kündigt Fraktionsmitarbeiterin Sonja Deuter an. Besonders enttäuscht ist ihre Kollegin Marie Krimmer von Fraktionschefin Krista Sager, die in den vergangenen Jahren vehement für Frauen-Gleichstellung angetreten ist – und nun Männer eingestellt hat. „So verlieren wir politische Glaubwürdigkeit“, klagt Krimmer.

Die Nagelprobe steht am Sonnabend an: Auf der GAL-Mitgliederversammlung (14 Uhr, Schule Kaiser-Friedrich-Ufer) wird die LAG die Rücknahme dieses Fraktionsbeschlusses beantragen. Und, so hofft sie, von vielen Frauen dabei unterstützt. sako

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen