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Gutgemeint, aber...-betr.: "Himmelsschreiende Gerechtigkeit", taz vom 20.1.94

Betr: „Himmelschreiende Gerechtigkeit“ taz vom 20.1.

Mehr und mehr verkommt das Gebäude GW II der Universität zu einer Deponie für Sondermüll. Lesben (nichts gegen sie) malen ihren Frust an die Wände; die ökologischen Kämpfer gegen Siemens (nichts gegen ihr Anliegen) laden ihren Haß auf den Teppichen ab.

Sie könnten sich eben so viel Wirkung versprechen, wenn sie ihre eigene Küche oder ihr eigenes Klo zuhause mit ihren Parolen bedeckten. Aber man/frau verschmiert lieber öffentliche oder fremde Räume als die eigenen. Jetzt wird im Treppenhaus von GW II eine Figur aufgebaut, welche die bisherigen Verunstaltungen des Foyers vervollständigt.

Ich gebe zu: dieses Dilettantenstück ist nicht schlimmer als der Bronzekitsch der Bremer Bildhauerschule in der Knochenhauerstraße, am Bürgerpark oder auf der Domsheide, aber an dem kann ich weiträumig vorbeigehen. Dagegen ärgert mich, weil GW II mein täglicher Arbeitsplatz ist, was da als gutgemeinte Justitia aufgestellt wurde, sehr.

Ich frage mich, wer für diese Verwechslung von Resozialisierung mit Kunst verantwortlich zeichnet. Freilich frage ich noch dringlicher, wann das Ding wieder verschwindet.

Prof. Hans-Wolf Jäger

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