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IndianerInnen drohen mit Selbstmord

■ 250 Guarani-IndianerInnen in Brasilien sollen bis zum 29. Januar ihren Lebensraum verlassen – um Platz für Rinderherden zu schaffen

Berlin (taz) – Rund 250 IndianerInnen des Guarani-Volkes im brasilianischen Bundesstaat Matto Grosso du Sul drohen mit dem kollektiven Selbstmord. Der Grund: Laut eines bundesrichterlichen Beschlusses müssen sie ihr Land bis zum 29. Januar verlassen haben. Der Bundesrichter Jean Marcos Ferreira hatte im November der Klage eines Plantagenbesitzers stattgegeben, der Besitzansprüche auf das von den IndianerInnen bewohnte Land geltend gemacht hatte. Den Guarani wurde eine Frist von sechzig Tagen eingeräumt, um ihr Land zu verlassen. Zwar hat die brasilianische Indianerbehörde Funai mittlerweile Berufung gegen das Urteil eingelegt. Bislang jedoch ist nicht bekannt, daß dieser Antrag aufschiebende Wirkung auf das Räumungsurteil hätte.

Daß die Selbstmorddrohung der Indigenas durchaus ernst zu nehmen ist, belegen die Zahlen: Seit 1986 haben sich bereits 124 Guarani das Leben genommen, 34 allein im vergangenen Jahr. Denn trotz politischer Zusicherungen geraten sie immer mehr unter Druck. Das etwa 2.000 Hektar umfassende Gebiet Jaquapiré in der Gemeinde Tacuru an der Grenze zwischen Brasilien und Paraguay war eigentlich 1992 vom brasilianischen Justizminister zum Indianerbesitz erklärt worden. Nichtsdestotrotz mußten die IndianerInnen der Expansion zweier Viehzüchter weichen, die immer größere Teile des Gebietes rodeten und für die Rinderzucht aufbereiteten. Tatsächlich lebt nur noch eine kleine Gruppe der Guarani in einem winzigen Teil des ihnen von Rechts wegen zustehenden Gebietes. Der Versuch, ihre traditionelle Lebensweise aufrechtzuerhalten, wird so immer schwieriger. Und die Selbstmorde gehen weiter – schon in den ersten zwei Wochen dieses Jahres nahmen sich zwei Guarani das Leben. Nicht nur alte, sondern auch junge IndianerInnen sehen sich entmutigt ob der Aussichtslosigkeit ihrer Bemühungen. Denn die lokalen Gerichte wenden sich in ihren Urteilen oft auch dort gegen sie, wo Präsidentschaftsdekrete den IndianerInnen den Landbesitz garantieren. pkt

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