: Bücher für das Examen gestrichen
■ Rechtsrefendare sollen sich ihre Arbeitsmittel selbst kaufen
Deftiger Knatsch zwischen Oberlandesgerichtspräsident (OLG) Helmut Plambeck und dem Personalrat für RechtsrefendarInnen: Den rund 100 Jura-Referendaren, die in diesen Wochen ihr Examen machen müssen, sind drei wichtige Bücher gestrichen worden. Diese müssen sie sich jetzt selbst kaufen. Kostenpunkt: Rund 300 Mark. In der Ländervereinbarung (Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein) über die Juristenausbildung war geregelt, daß dem Nachwuchs Gesetzestexte und -kommentare für die Prüfung kostenlos zur Verfügung gestellt werden. In den 94er Haushaltsdebatten setzten die SPD aber den Rotstift an: „Die Haushaltsmittel für Bücheranschaffung sind gestrichen worden“, so OLG-Sprecher Axel Gärtner. Und so verfügte Plambeck: „Bringt Eure Arbeitsmittel, selber mit“.
Doch das sieht der Personalrat nicht ein. Sprecherin Mechthild Garweg: „Das verstößt gegen die Fürsorgepflicht und gegen das Beamtenrecht.“ Jetzt soll eine Einigungsstelle unter Vorsitz von Landesarbeitsgerichtspräsident Dr. Kirsch einen Schiedsspruch fällen.
Damit nicht genug: Da es sich um ein Verwaltungsakt handelt, gegen den man Widerspruch einlegen kann, werden einige Betroffene vor Gericht ziehen. ÖTV-Sprecherin Mechthild Weger: „Die Voraussetzung, als sie verbeamtet wurden, waren andere.“ Die Chancen stehen nicht schlecht: Denn Plambeck hat es versäumt, die Streichung als Verordnung zu erlassen. Ergo: Keine Verordnung, kein korrekter Verwaltungsakt!
Gerichtssprecher Axel Gärtner versteht den Konflikt nicht so recht: „Warum kann man sich für einen Tag die Bücher nicht irgendwo ausleihen.“ Doch der Personalrat sieht es grundsätzlicher: „Wenn das so durchgezogen wird, werden sie das auch bei anderen Ausbildungsgängen versuchen. Irgendwann muß dann ein Justizwachmeister seine eigene Knarre zur Arbeit mitbringen.“ Kai von Appen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen