Grau muß noch lange nicht rauh sein!

■ Der blaue Umweltengel, bei Papiertaschentüchern noch etwas flügellahm, erobert die bundesdeutschen Klos

Was haben TazlerInnen, SpiegelredakteurInnen und BildzeitungsjournalistInnen gemeinsam? Richtig: Sie alle bleiben in dieser naßkalten Jahreszeit nicht von einem Schnupfen verschont. Was die witterungsbedingten Schnüffler allerdings unterscheidet, ist das Papier, das sie verwenden, um mit der tropfenden Nase fertig zu werden. Um bei der Wahrheit zu bleiben: Wir wissen nicht, was andere benutzen, wir empfehlen jedoch das, was WissenschaftlerInnen und MedizinerInnen auch meinen: den Gebrauch des hundsgemeinen Papiertaschentuchs.

Das Angebot an diesen Hygienepapieren ist mittlerweile sehr vielseitig. Dabei scheinen Produkte, die auf der Basis von Altpaier hergestellt sind, Marktanteile zu gewinnen. Das ist auch gut so, denn weiße Schnupftücher sind out: Für die Herstellung einer Tonne Papier aus frischem Zellstoff müssen immerhin 17 Bäume fallen. Außerdem werden bei der Produktion Abwässer unnötig mit Chemikalien belastet. Wer Hygienepapier mit dem „Blauen Engel“ kauft, übt Druck auf die HerstellerInnen aus. Daß dies nötig ist, zeigt eine Studie der Zeitschrift „Ökotest“. Von 22 Taschentuch-Marken trugen erst fünf den „Blauen Engel“.

Bei anderen Hygienepapieren, wie zum Beispiel dem Toilettenpapier, sieht diese Bilanz schon besser aus. Immerhin sind von 37 getesteten Rollen 10 mit dem Umweltengel gekennezeichnet. Hier scheint sich die Meinung, daß graues Klopapier schlechter sei als weißes Blümchenpapier, als Vorurteil entlarvt zu haben. Zu recht: Die Zeiten der hartfaserigen Pioniere der recycelten Klopapierrollen sind vorbei - selbst auf den Örtchen der taz.

„Sauber muß noch lange nicht rein sein“, raunen einige Hersteller mahnend, und empfehlen den zusätzlichen Gebrauch von feuchtem Toilettenpapier. Dies ist überlüssig. Feuchtes Papier aus gebleichtem Zellstoff, mit Konservierungsstoffen haltbar gemacht und in einer unverwüstlichen Hartplastikdose, stellt eine unnötige Umweltbelastung dar. Wenn man/frau sich täglich wäscht, reicht dies für die Hygiene aus.

Übrigens: Altes Zeitungspapier in handliche „Viertelscheiben“ geschnitten war bereits zu Opas und Omas Zeiten ein annehmbarer Ersatz für die jetzt üblichen Klopapierrollen. Doch auch hier gilt: auf den Inhalt achten! Denn nicht nur der Umweltschutzgedanke sollte im Badezimmer verwirklicht werden, sondern auch Kultur und Politik dürfen nicht zu kurz kommen.

Otti