Gnadenfrist für Faust

■ Entscheidung über Kündigung im Februar vertagt

Das soziokulturelle Zentrum Faust (Verein für Fabrikumnutzung und Stadtteilkultur) in Linden, jüngstes und zugleich erfolgreichstes Projekt der Alternativ-Szene, hat sich nicht ganz freiwillig aufs juristische Parkett begeben: Werner Frucht, Noch-Grundstückseigentümer der ehemaligen Bettfedernfabrik Werner & Ehlers, hat Faust gekündigt.

Der Trägerverein von 30 Gruppen und Initiativen zahlt für die Nutzung von rund 5.000 Quadratmetern Hallen- und Bürofläche monatlich statt der von ihm geforderten 30.000 nur 10.500 Mark Miete. Die mündliche Verhandlung vor der 18. Zivilkammer des Landgerichts Hannover Anfang der Woche brachte keine Einigung der Kontrahenten. Das Gericht vertagte die Entscheidung im Streit auf Mitte Februar.

Sollte Faust in dem Rechtsstreit den kürzeren ziehen, droht der Rausschmiß. Der Mietstreit ist für Frucht-Anwalt Ullrich Affelt und seinen Kollegen Gerd Klusmeyer nur ein Streit auf einem Nebengleis. Strittig ist eine Klausel des Gewerbemietvertrages, nach der eine Mieterhöhung so Klusmeyer nur mit Einverständnis beider Seiten erfolgen kann. Für Faust bot er Frucht Verhandlungen über die Miethöhe, auf niedrigerem Level, an.

Affelt lehnte die Offerte ab. Sein Mandant befinde sich vor dem Aus, weil er die Zinsen für Darlehen nicht zahlen könne. Frucht bestehe deshalb auf dem geforderten Betrag.Ein Kaufangebot lehne er ab. Über die Zukunft des Geländes und des Projektes entscheidet aber das von Frucht gegen sich selbst eingeleitete Enteignungsverfahren, das voraussichtlich im Mai eröffnet wird.

Frucht habe sich zu diesem Schritt entschlossen, weil die Sanierungsziele eine Verwertung des Geländes verhindern würden, sagte Affelt.

kk