■ Haftbegründungen
: Weizen, Auto fahrende Frauen, Kanalisation...

Al-Maeena ist nur einer in der langen Tradition saudischer Journalisten, die entlassen, zum Schweigen oder ins Gefängnis gebracht wurden. Unter den relativ neuen Fällen sind:

Ahmad Mahmoud, der insgesamt zweimal inhaftiert war, zuerst 1986 als Chefredakteur von Al-Madinah, einer Tageszeitung, die in Jeddah herauskommt, und dann im November 1989 als Chefredakteur von Al-Muslimoon, als er 17 Tage in strenger Einzelhaft verbrachte. Mahmoud wurde von Al-Shaer gezwungen zu unterschreiben, daß er keine Chefredakteursstelle mehr übernehmen wird – was ohnehin ohne die Zustimmung von Geheimdienst und Innenministerium, die ihrerseits den König informieren, unmöglich ist. Mahmoud, einer der besten arabischen Journalisten seiner Generation, muß sein Geld nun in der Verwaltungsabteilung eines Unternehmens verdienen. Solange sein Schreibverbot nicht aufgehoben ist, kann er nicht mal als einfacher Journalist arbeiten.

Muhammed Salahuddin, ehemaliger Chefredakteur von Al- Madinah, prominenter Kolumnist und Ex-Verleger der inzwischen aufgelösten, in London ansässigen Arabia: the Islamic World Review, wurde im November 1992 mit Schreibverbot belegt, weil er erklärt hatte, warum Präsident Bush die Wahl verloren hatte. In seinem Text wurden arabische oder saudiarabische Angelegenheiten nicht einmal erwähnt – dennoch konnte er von Glück reden, nicht auch noch eingesperrt zu werden.

Abdul Aziz Mo'mina erhielt ein zwanzigjähriges Schreibverbot. Er kehrte Mitte letzten Jahres ins Land zurück und wird seitdem überwacht.

Dr. Walid Hashem wurde 1986 verhaftet und verhört, nachdem er einen Artikel in Arab News über die Weizenproduktion im Königreich publiziert hatte. Die wird in Saudi-Arabien durch staatliche Zuschüsse subventioniert, und Überschüsse werden mit Verlust exportiert. Hashem ist von Al-Shaer mehrfach bedroht worden und hat seither seinen Beruf aufgegeben.

Saleh Azaz, ein Pressefotograf, wurde beschuldigt, links zu sein, in Haft genommen und über fünf Monate lang gefoltert – trotz Intervention von amnesty international.

Sein „Verbrechen“ war es, der ausländischen Presse bei der Berichterstattung über die Frauen zu helfen, die im Oktober 1990 eine „Autofahrerinnendemonstration“ organisierten. Azaz machte Aufnahmen von der Demonstration, die im Ausland veröffentlicht wurden. (Frauen dürfen in Saudi-Arabien nicht selber fahren. Als Koalitionstruppen vor dem Golfkrieg auf saudischem Boden stationiert wurden, beschloß eine Gruppe saudischer Frauen, die Präsenz der internationalen Presse auszunutzen und eine Demonstration gegen das Verbot zu organisieren sowie dem Innenministerium eine entsprechende Petition zu überreichen.)

Abdul Rahman Hassami wurde 1989 für 27 Tage wegen Beleidigung von König Fahd inhaftiert; er hatte in Iqra einen Artikel über die schlechte Kanalisation in der Heiligen Stadt Mekka geschrieben.

Wahib Ghurab, erster Kriegskorrespondent und reisender Reporter Saudi-Arabiens für die in London ansässige Asharq Al-Awsat, wurde zweimal wegen Artikeln verhaftet, die als peinlich für die Regierung empfunden wurden. Zuletzt wurde er eine Woche lang im Juni 1990 festgehalten.

Zwei Sportreporter, die für die Tageszeitung Al-Riyadh arbeiteten, wurden im Februar 1993 entlassen, weil sie die Qualität der saudischen Fußballschiedsrichter kritisiert hatten. König Fahds Sohn Prinz Feisal, Präsident der Organisation für Jugendfürsorge, die gleichzeitig auch das Sportministerium ist, reagiert höchst gereizt auf jegliche Kritik an saudischer Sportpolitik. Bei einem Treffen in Jeddah im September 1990, auf dem Al-Shaer für den Prinzen sprach, machte er den anwesenden saudischen Zeitungs- und Zeitschriftenredakteuren klar, daß Kritik an der saudischen Fußballmannschaft in den Medien nicht geduldet würde. Im gleichen Jahr untersagte sein Ministerium das Erscheinen der Sportseiten in Al-Riyadh für drei Tage, nachdem in der Zeitung Kritik an den Schiedsrichtern der Regionalligen geübt worden war. AS