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■ StandbildBeschwörung des Duells

„Fremd im eigenen Land“, Montag, 23.15 Uhr, ORB

Unterschenkel routieren hektisch. Schweiß tropft vom Kinn des Ex-MfS-Oberstleutnants auf die enge Windjacke. Fahrradfahren als Kampf, Schweiß als Zeichen der Überwindung.

Der Radler Zeiseweis zählt zu den verbissenen Funktionären nie ausgeträumter Allmachtsphantasien. Sein Staatsfeind Nummer eins: der Pfarrer der Berliner Bekenntnisgemeinde, Werner Hilse. Zwei Jahre lang trafen sich die beiden und andere Stasi-Mitarbeiter und Bespitzelte in den Treptower Gemeinderäumen. Mit funkelnden Augen bedauert der Oberst a.D., gegen vermeintliche Sektierer keine „technischen Überwachungsmittel“ eingesetzt zu haben. Sein bollerndes Gelächter läßt ahnen, daß dies schon die ganze Reue war. Regisseur Rob Hof, der zwei Jahre als Zaungast die Gesprächsrunden verfolgte, ist das nicht genug. Erst recht nicht, wenn Zeiseweis, nach anfänglichem nervösen Fummeln an den Knöpfen seines Trevira- Trikots, dem Kameraauge zunehmend trotzt, gar mit ungebrochenem Stolz für das „sozialistische Experiment“ zu agitieren beginnt. Wie zur Sühne läßt Hof den MfS-„Bearbeiter“ etlicher politisch Verfolgter dann auf dem Drahtesel strampeln, meist mit einem darüber belichtetem Spitzelauftrag.

Hof will die Konfrontation zwischen Tätern und Opfern dokumentieren, doch kann er die Hilf- und Sprachlosigkeit, kurzum: das Authentische, nicht ertragen. Ungeduldig vertont er die Stille mit dem Ächzen der Fahrradkette, das gelegentlich mit dem Drive einer On-the- Road-Mundharmonika gepaart wird. Ärgerlich, daß Hof unheilvoll schwelende Streicher kategorisch zum Crescendo aufdreht, wenn die insgesamt blaß bleibenden Gesprächsteilnehmer zur Anklage oder Rechtfertigung ansetzen. Hier knebelt die Dramaturgie den ohnehin nur schwer führbaren Dialog und boykottiert so ihr ursprüngliches Anliegen. Statt Ohnmacht, Wut und scheinbar unbeirrbare Machthörigkeit für sich sprechen zu lassen, übt sich die Regie in High-noon-Arrangements, ein Duell heraufbeschwörend, das so nicht stattfand, vermutlich nie stattfinden wird.

So gilt Hof auch der Treptower Kirchturm als Menetekel der noch ausstehenden Gerechtigkeit, das nicht nur die Klärung der Schlußfrage des Pfarrers „Wie soll es jetzt weitergehen?“ großzügig anderen Exegeten überläßt. Birgit Glombitza

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