: Bilder aus Kroatien in Bremen
Ein Foto: Ein Körper liegt verdreht im Gebüsch. Blutverschmiert. Tot. Man möchte wegschauen, tut es dann doch nicht. Und man weiß, dieses Bild bleibt.
Zwei kroatische Fotografen stellen 80 Bilder vom Krieg in der Landesbildstelle aus. Fotografiert haben sie in ihrer Heimatstadt Lipik, einem Kurort in Kroatien. Nur eine Tagesreise entfernt von Bremen. Mit dem Flugzeug sind es nur zwei Stunden. Die Bilder von Tihomir Lipohar stellen die Vergangenheit und Gegenwart gegenüber: Da sieht man ein klassizistisch anmutendes Bauwerk, im Vordergrund sauber geplegte Blumenbeete und zwei lachende Kinder. Daneben das Heute. Die Mauern sind zersprengt von Einschüssen, die Beete nur noch dunkle Löcher zwischen den Wegen, aus dem Bild ist jedes Leben gewichen. „Ich habe unser Haus nicht erkannt, bin einfach vorbeigefahren. Erst als ich ein bekanntes Verkehrsschild sah, wurde mir klar, daß ich am eigenen Haus vorbeigefahren war“, sagt Tihomir Lipohar. Er lebt als Flüchtling bei Bremerhaven.
Tony Hnojcik ist Pressefotograf. Seine Schwarz-Weiß- Fotos zeigen ein unfaßbares Grauen. Zerschossene Menschen in einer zerschossenen Stadt. „Diese Fotos können die Flüchtigkeit der Bilder, wie wir sie aus dem Fernsehen kennen, aufheben“, findet Rudolf Geissler, Leiter der Landesbildstelle. Die BetrachterInnen müssen „in das Bild hineingehen“. Tony Hnojcik fotografiert aber auch eine weitere Unglaublichkeit: normales Leben. Vor einem zerstörten Haus mäht ein Mann Gras. Ein Mädchen ißt in Ruhe ihr Brötchen. Kinderhände halten einen kleinen Vogel. Die Fotos vom normalen Leben machen dessen Zerstörung schmerzhaft deutlich. vivA
Bis 7.2.94 in der Landesbildstelle, ab 14.2 im Bürgerhaus Vegesack, ab 2.3 im Bürgerhaus Obervieland
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen