: Wir sind so schön im Sehnen...
■ Heute in der Villa Ichon: Hommage an Henriette Hardenberg
Wir sind so schön im Sehnen, daß wir sterben könnten – vorgestern wäre die Frau, die diese Zeilen als Neunzehnjährige geschrieben hat, 100 Jahre alt geworden: Henriette Hardenberg. Sie, die mit bürgerlichem Namen Margarete Rosenberg hieß, war eine der wenigen Dichterinnen des Expressionismus gewesen. Die Nazis trieben die junge Frau – der Vater ein jüdischer Rechtsanwalt – aus dem Land. Und Henriette Hardenberg geriet im Exil in London in Vergessenheit. Erst 1988 veröffentlichte der Arche-Verlag/ Zürich ihr Gesamtwerk. Die Dichterin erlebte es noch, sie starb letzten Oktober.
Henriette Hardenberg ist nur eine von vielen aufsehenerregenden Künstlerinnen, die nach dem Krieg entwurzelt nach einer Heimat rangen. Der Bremer Frauenverlag Zeichen und Spuren hat im Rahmen eines zweijährigen Projekts WissenschaftlerInnen beauftragt, sie aufzuspüren und ihre Exilsituation zu untersuchen.
Unter dem Titel Denn Bleiben ist nirgends fanden seit 1991 Vorträge und Lesungen zu den unbekannt gewordenen Schriftstellerinnen (Irmgard Keun, Erika Mann), Dramatikerinnen wie Hilde Rubinstein oder auch zu den Tänzerinnen Valeska Gert oder Gertrud Bodenwieser statt. Als Dokumentation dazu ist jetzt das Buch Zwischen Aufbruch und Verfolgung – Künstlerinnen der zwanziger und dreißiger Jahre erschienen. Ein literarischer Abend zu Ehren Henriette Hardenbergs beschließt heute abend zugleich das Projekt. sip
Villa Ichon, 20 Uhr. Das Buch „Zwischen Aufbruch und Verfolgung“ /Verlag Zeichen und Spuren kostet 32 Mark. Neu zum 100. Geburtstag: Henriette Hardenberg: „Südliches Herz“: Gedichte. Arche Verlag Zürich.
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