■ Olympia: Draculas Erben
Lillehammer (dpa) – Erstmals bei Olympischen Spielen wird in Lillehammer im Rahmen der Dopingkontrollen das Blut von Athleten getestet. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) akzeptiert mit diesen Bluttests aber eine olympische Zweiklassengesellschaft. „Wir werden positive Bluttests bei Athleten der FIS anerkennen und auch zur Bestrafung führen“, erklärte Prinz Alexandre de Merode, der Vorsitzende der Medizinischen Kommission des IOC, zum Abschluß der dreitägigen Beratungen des Exekutivkomitees. Insgesamt sind 200 Bluttests geplant.
Der Haken: Nur die Sportler, die unter dem Dach des Internationalen Skiverbandes (FIS) zusammengefaßt sind, müssen sich in Lillehammer den Bluttests unterziehen – Langläufer, alpine Rennläufer, Skispringer und Trickski-Artisten. Während Katja Seizinger oder Jens Weißflog zur Ader gelassen werden können, ist selbst Mark Kirchner davor sicher: Nicht einmal die Biathleten fallen darunter, weil sie dem Verband für Modernen Fünfkampf (UIPMB) angeschlossen sind. Die FIS führt bereits seit 1987 Bluttests durch.
Alle anderen Sportler, wie Rodler Georg Hackl oder Eishockey- Crack Dieter Hegen, unterliegen nur den normalen Urintests, bei denen Anabolika, Testosterone und Stimulanzien aller Art nachgewiesen werden können. „Wir haben keinem anderen Verband erlaubt, Bluttests durchzuführen, weil niemand außer der FIS damit Erfahrung hat“, erklärte de Merode. Die Entwicklung der Bluttests stecke noch immer in der Anfangsphase, und „wir können nur hoffen, daß es eines Tages eine bessere Methode gibt“.
Die Bluttests sind in der Wissenschaft nach wie vor umstritten. Auch Professor Manfred Donike, der Leiter des Dopingkontrollinstituts in Köln, sieht „beim Nachweis der klassischen Dopingmittel keinen Vorteil gegenüber dem Urintest“. De Merode kündigte an, daß neben den 200 Bluttests während der 16 olympischen Tage in Lillehammer außerdem insgesamt 500 herkömmliche Dopingproben genommen werden. Alle Tests sollen in einem Labor in Oslo analysiert werden.
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