piwik no script img

Bremen Unplugged

■ Neu im Hörfunk: „Radio 46“, ein lokales Jugendkulturprogramm aus Walle/ Jeden Donnerstag zwei Stunden über Rockmusik, Liebe, Multikulti und den ganzen Rest

Wem es bisher nicht gelungen ist, ins Radio zu kommen, der hat vielleicht jetzt eine Chance: im neuen Radio 46. Ursprünglich war es als medienpädagogische Einrichtung für Bremer Schulen gedacht. Doch nun ist das Projekt zu einem Livestudio angewachsen, das im neuen „Deutschlandradio“ ein unabhängiges lokales Fenster füllen wird. Jeden Donnerstag zwischen 14 und 16 Uhr auf 107,1 MHZ wird das Programm aus dem Waller Medienzentrum bis nach Kiel und Hannover über den Äther dringen.

„Wir haben einen jugendkulturellen Anspruch, der zwischen dem ehemaligen linksalternativen Radio 100 aus Berlin und Radio Bremen 4 liegt, mit einem Schuß Radio Dreyeckland aus Freiburg“, sagt der Studioleiter. Das Radio 46 hieß früher „Offenes Radio“ und war in der Landesbildstelle angesiedelt. Im Waller Medienzentrum ist das Radio seit Januar 1993 nicht nur räumlich besser untergebracht. Auch die Finanzierung von der Landesbildstelle, der Bildungsbehörde und der Kulturbehörde ist gesichert. Die ModeratorInnen kosten die Behörden nichts: Die SchülerInnen, StudentInnen und einige Einzelpersonen arbeiten „aus Spaß“ im Radio mit.

Der Programmüberblick verspricht viel; was er hält, wird künftig jeden Donnerstag zu prüfen sein. In der Sendung „Literatur und Hörspiel“ z.B. sollen lokale DichterInnen, die bislang kein Gehör bei Radio Bremen fanden, vorgestellt werden. Die Sendung „Bremen unplugged“ holt Bremer Bands aus dem Übungskeller ins Studio . „Zem Se“ ist der Titel des Programms von und für Menschen verschiedenster Nationalitäten, es ist persisch und bedeutet „Alles fließt“. „Wir wollen alle multikulturellen Zusammenhänge berücksichtigen“, sagt Ahmad Tavakkoli von „Zem Se“. In der ersten Sendung geht es um die Liebe. Wer dabei mal nichts versteht: nicht verzweifeln. Manche Sätze werden in anderen Sprachen gesprochen, ohne sogleich übersetzt zu werden.

Im aktuellen Jugendmagazin „Fox 100“ gibt es demnächst einige Anworten auf einer Umfrage unter „älteren Leuten“, ob Rockmusik den jüngeren Menschen schadet. Frank Lekowski, einer der drei RedakteurInnen, ist Schüler der 12. Klasse im Schulzentrum Rübekamp. Er kennt sich aus: Da ist die Rede von Talks, Reportagen und Kritik-Ecken. Daß er bald „ganz in echt“ im Radio zu hören sein wird, ist ihm „noch nicht so bewußt“, aber es beruhigt ihn, „daß man bei Radio 46 auch ruhig mal Fehler machen kann“.

„Schön und reich“ nennen einige StudentInnen und SchülerInnen ihre Sendung. Neben einem Musianteil wollen sie sich subkulturellen Themen nicht nur dieser Stadt zuwenden. In „Frauen on air und Mädchen on air“ wechseln sich die Macherinnen ab. Die Schülerinnen-Gruppe ist „zwischen 13 und 15 Jahre alt, schreiben Tagebuch und Gedichte, die sie teilweise mit Musik unterlegen.“

Neben all diesen Sendeplätzen bildet Radio 46 auch noch fort: Moderatorentraining, Sprecherausbildung, Tontechnik oder Studioproduktion/Schnitt - kann alles gelernt werden. Die beiden letzteren Kurse unterrichtet Studioleiter Peter Böhmer. Er ist ausgebildeter Hörfunkjournalist (WDR) und arbeitet seit 17 Jahren im Bildungsprogramm von Radio Bremen im Bereich Englisch mit. Vivianne Agena

Eröffnungsparty am 26.2., 14-18 Uhr, Waller Heerstr. 46; zwei Bands spielen im Café des Hauses; eine Videokamera überträgt das Studiogeschehen live ins Café.

Vivianne Agena

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen