Israelische Söldner im kongolesischen Ölkrieg?

■ Die Kämpfe in Brazzaville flauen ab – das Tauziehen um die Macht geht weiter

Brüssel (taz) – Wird der Waffenstillstand halten, den die Politiker Kongos am 30. Januar geschlossen haben? Seit den Parlamentswahlen vom Mai 1993 beschießen sich in Kongos Hauptstadt Brazzaville verschiedene Milizen mit schweren Waffen – über 1.000 Menschen sind dabei ums Leben gekommen. Und sie haben bislang selten große Notiz von Friedensappellen genommen.

Die Milizen in Brazzaville rekrutieren sich auf ethnischer Grundlage. Auf Seiten des demokratisch gewählten Staatspräsidenten Pascal Lissouba kämpfen Zuzügler aus der nordwestlichen Niari-Region, die vor allem im Stadtteil Diata leben; auf Seiten des Oppositionsführers Bernard Kolelas und des Ex-Militärdiktators Denis Sassou-Nguesso sind es Angehörige südlicher Ethnien im Stadtviertel Bacongo. Beide Seiten haben ihre Gegner aus „ihren“ Vierteln vertrieben. Auf die Verkündung des Waffenstillstands folgten zunächst neue Schußwechsel. Dann griff eine Kolelas-treue Miliz wieder einmal die Bahnlinie von der Hauptstadt zum Meer an, von der sie bereits mehrmals größere Schienenstücke entfernt hat.

Die Milizen entstammen dem Zerfall der Armee, die jahrzehntelang Kongo beherrscht hatte. Sassou-Nguessos „Kobras“, derzeit stärkste Fraktion, verfügen sogar über Raketenwerfer. Die Regierung hat dem wenig entgegenzusetzen, was erklären mag, wieso sie fremde Hilfe sucht.

Nach einem von der israelischen Zeitung Yedioth Arahonoth publik gemachten Geschäft soll die israelische Waffenfirma Lewdan Waffen im Wert mehrerer Dutzend Millionen Dollar nach Kongo liefern. Weiter sollen israelische Experten die kongolesische Regierungsarmee ausbilden. Ironischerweise soll dies Reservegeneral Zeev Sarchin, der schon die proisraelische SLA-Miliz des Generals Haddad im Südlibanon ausbildete, organisieren. 30 Israeli sollen bereits in Brazzaville sein – wo Lissoubas Miliz ihr Stadtviertel Mfilou sinnigerweise mit dem Spitznamen „Beirut“ belegt hat.

Zugleich wurde bekannt, Regierungsgegner hätten israelische Reservisten gebeten, für 15 Millionen Dollar Präsident Lissouba zu stürzen. Könnten somit bald Israelis im fernen Kongo auf Israelis schießen? Das hängt davon ab, ob die Regierung wie auch die Opposition Kongos zahlungsfähig sind. Und damit wird ein Kern des Konflikts berührt: Die Deviseneinnahmen des ölreichen Landes. Der 1992 abgetretene Sassou-Nguesso hatte noch zu seiner Amtszeit alle Öleinnahmen bis zum Jahre 2005 verkauft.

Im vergangenen Sommer hatte die neue Regierung Lissouba versucht, dieses Problem zu umgehen und neue Schürfrechte an den US- Ölmulti Oxy (Occidental Petroleum) zu vergeben. Nun, nach Monaten des Bürgerkrieges, hat Lissouba nachgeben müssen: Wie zu alten Zeiten wird das gesamte kongolesische Öl auch in Zukunft vom französischen Ölgiganten Elf kommerzialisiert. Der Vertrag mit Oxy ist damit hinfällig. Das hat Folgen: Frankreichs Regierung will nun der kongolesischen Regierungsarmee beratend unter die Arme greifen, während Oxy Kontakte zur Opposition geknüpft hat. Francois Misser