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Erst IA, nun B

■ Hamburger Frank Otto will das zweite Berliner Regionalfernsehen machen

Mit Glockengeläut nahm im November 1993 das erste kommerzielle Regionalfernsehen „IA Brandenburg“ sein Programm auf. Nicht mal drei Monate nach dem Sendestart ist anscheinend Konkurrenz erwünscht. Die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) beabsichtigt, ein weiteres Lokal-TV für den Großraum zu lizensieren. Die Ausschreibungsfrist ist abgelaufen, acht Anträge sind eingegangen. Die Bewerbergruppe des Hamburger Medienunternehmers Frank Otto mit dem Projekt „Kanal B“ gilt als aussichtsreichster Kandidat für die freie Antennenfrequenz.

Otto, Miterbe des Otto-Versands, betreibt den Hamburger Lokalsender „OK Radio“, ist mit 19,8 Prozent am Musikfernsehen „Viva“ beteiligt und mischt bei den Kabelradios „JAM FM“ (Saarbrücken) und „Kiss FM“ (Berlin) mit. Otto-Geld auch im schleswig- holsteinischen Äther: Bei „delta radio“ ist er mit 35 Prozent dabei. Neben der Berliner Bewerbung mit „Kanal B“ möchte Otto auch gern das regionale Hamburger Stadtfernsehen machen.

Die Anbietergemeinschaft von „Kanal B“ besteht neben Otto aus dem früheren Sat.1-Geschäftsführer Werner E. Klatten, dem ORF- Intendantenkandidat Rudolf Klausnitzer sowie der seit kurzem am Nachrichtenkanal n-tv beteiligten DFA Deutsche Fernsehnachrichten Agentur (Rheinische Post). Sein Mantelprogramm will Otto von der Luxemburger CLT (RTL) beziehen. Dem offensichtlichen Expansionsdrang zum Trotz gibt sich Otto in Interviews bescheiden: „Ich möchte kein Leo Kirch des Lokalfernsehens werden.“

Neben Otto bewerben sich für den Berliner Kanal 22 das Deutsche Sportfernsehen (DSF), die Viva Fernsehen GmbH & Co., die Media Port Berlin (Kabelprogramm „Goldener Kanal“), der alternative Kabelveranstalter Fernsehen aus Berlin (FAB), die Münchener C.A.M.P.-TV Fernsehgesellschaft (RTL-Fensterprogramme für Bayern), das ebenfalls in München ansässige MAZ-Studio sowie der Münchner Zeitungs Verlag (Ippen-Gruppe), der auch überregionale Zulieferungen zeigen will.

Weil vielleicht zu früh über ein weiteres privatfinanziertes lokales Vollprogramm nachgedacht wird, will die MABB erst eine Anhörung abwarten, die heute und am Dienstag stattfindet. Sie soll sich damit befassen, welche Auswirkungen die Zulassung eines zweiten Regionalprogramms haben würde. Die MABB-Räte hoffen, bis zum „E-Day“ erste Entwicklungen und Zuschauerzahlen feststellen zu können, um entscheiden zu können. Durchaus möglich, daß der Hamburger Frank Otto dann in Berlin zum Zuge kommt und – quasi über Kreuz – der Berliner „Alternativsender“ FAB in Hamburg. FAB hatte in Berlin gegen „IA Brandenburg“ den kürzeren gezogen. Für FAB in Hamburg könnte sprechen, daß „Spiegel TV“ aus der Hansestadt dort Aktionär und Programmlieferant ist. Erbil Kurt/M.B.

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