■ Mit Californiens Smog auf du und du
: Hollywood sehen

Berlin (taz) – Mit zig Milliarden Dollar und über hundert Verordnungen will die US-Regierung die Luft in den Regionen Los Angeles und Sacramento in den kommenden 15 Jahren wieder zumutbar machen. Die US-Umweltbehörde EPA kündigte schon am Dienstag einen 2.700 Seiten starken Plan an, der den 15 Millionen dort lebenden Menschen Luft zum Atmen verschaffen und den berühmten Smog von Los Angeles lüften soll.

Während die Washingtoner Behörde von Fahrverboten und Benzinrationierungen für die autoverliebten Californier noch abgesehen hat, will sie erstmals den Fluggesellschaften und Eisenbahnunternehmen ans Leder. Emissionsstandards sollen künftig auch für Flugzeuge und die Lokomotiven der Eisenbahngesellschaften gelten. Industriebetriebe müssen Verschmutzungslimits einhalten und für die Luftverschmutzung zahlen. Auch die zahlreichen californischen Freizeitkapitäne dürfen nicht mehr unbegrenzt Dreck in die Luft blasen.

Die EPA wird in Californien nicht ganz freiwillig aktiv. Gerichte hatten die Umweltbehörde verdonnert, endlich etwas für die Reinhaltung der Luft in der Smog-Hauptstadt Los Angeles zu unternehmen. Los Angeles hatte, wie viele andere US- Kommunen auch, noch nach einem Jahrzehnt die Vorgaben der US-Luftreinhaltegesetzes von 1977 weitgehend ignoriert. Auch kommunale Programme, die die Einführung von Elektroautos und von alkoholangetriebenen Autos vorsehen, reichen nicht aus, um die Einhaltung der gesetzlichen Mindeststandards zu gewährleisten.

Die EPA schätzt die Kosten für ihre neue Luftreinhaltepolitik in der Region auf drei bis sechs Milliarden Dollar jährlich. „Das Hauptziel ist und bleibt die Gesundheit der Menschen“, so David Howekamp von der EPA. „Und dann haben wir versucht, die ökonomischen und sozialen Kosten möglichst niedrig zu halten.“ Dies sei der erste Versuch, Californiens Luft wirklich wieder gesundheitsverträglich zu machen.

Während sich die Sechs-Milliarden-Dollar-Rechnung auf den ersten Blick hoch anhört, hatten californische Wissenschaftler schon 1988 errechnet, daß allein die täglichen Staus in Los Angeles einen volkswirtschaftlichen Schaden in ähnlicher Höhe anrichten: Berechnet wurden nur der erhöhte Spritverbrauch durch Stop-and-Go und die im Stau vertane Zeit.

Schnelle Abhilfe verschafft auch das neue Programm den nach Luft ringenden Bewohnern des San Fernando Valley nicht. Gesund soll die Luft in Los Angeles erst wieder im Jahr 2010 sein, in Sacramento hofft die Behörde dieses Ziel schon im Jahr 2005 zu erreichen. Hermann-Josef Tenhagen