Schnäppchenkauf per Telefon

■ Anruf genügt: Die Preisagentur hilft sparen / Gert Rinow, der Robin Hood der Konsumgebeutelten, unterbietet Listenpreise und lebt davon

„Die Leute lieben uns oder sie hassen uns. Dazwischen gibt es nichts.“ Der das sagt, heiß Gert Rinow und ist seit Juli 1992 Inhaber der Bremer Preisagentur, einer Firma, die den Kauf preisgünstiger Ware vermittelt und dafür Provision nimmt. Ein Sparclub für Glücksschweine: Heiermann und rosa Schweinchen prangen auf dem Firmen-Logo.

Geliebt wird die Agentur vor allem von ihren KundInnen. Und von manchen Geschäftsleuten: „Von denen, die Ware und Dienstleistung zu guten Preisen anbieten. Die haben den Trend der Zeit erkannt“, so der Geschäftsführer Gert Rinow. Die Augenblicks-Denker dagegen hassen diesen neumodernen Sparclub nach US-amerikanischem Vorbild. „Weil sie teurer sind als andere“ – und deshalb mit Rinow und seiner Kundschaft nicht ins Geschäft kommen können.

Denn den Deal mit Rinow macht nur, wer wirklich günstig anbietet. Die Preisagentur nämlich verdient an dem, was sie den KäuferInnen an Ausgaben spart. Davon erhält sie rund 40 Prozent. Vor allem Elektronik oder Haushaltswaren werden nachgefragt: „Waschmaschinen, Geschirrspüler, Trockner, CD-Player.“

Damit es zum Handel überhaupt kommen kann, müssen die KundInnen sich schon informiert haben: Markennamen und Typ des gesuchten Produktes müssen sie angeben können. Und den Preis, den der Schnäppchenvermittler unterbieten soll. Sowie den Laden,wo die Ware zu dieser Summe zu haben ist. Denn: „Mit Neppzahlen können wir nicht arbeiten“, erklärt der Oberschnäpper. „Die Preise, die wir unterbieten, müssen schon reel sein.“

Bei aller Geschäftstüchtigkeit, bisher verdient Gert Rinow nicht mehr als ein „Micky-Maus-Gehalt“: „Die Nordlichter begegnen unserem Service sehr zurückhaltend.“ Die rund 40 Preisagenturen in Deutschland finden vor allem unterhalb der Mainlinie Zuspruch: „Bei den sparsamen Schwaben läuft das Geschäft sehr gut“, blickt der Bremer Sparagent ein wenig wehmütig gen Süden. Und stöhnt fast:„Ich verstehe nicht, daß die Leute hier soviel verschenken.“

330 Mark pro Durchschnittsnase haben seine KundInnen im vergangenen Jahr gespart, so hat er errechnet. „Das lohnt sich doch“ – immerhin bleiben auch beim Agenten runde 120 Mark davon hängen. Aber nicht nur deshalb späht Gert Rinow Preise aus. „Sondern auch weil die Zeiten danach sind; viele Leute müssen doch sparen,“ weiß der Robin Hood der Konsumgebeutelten, den es manchmal auch selbst beutelt: Als ein Freund sich ein Auto kaufte, ohne die fälligen 5.000 Mark Preisspanne abzuziehen, wurde Rinow „fast krank“, erzählt er.

Nicht nur seine moralische Überzeugung beschert ihm vor allem Privatleute als KundInnen. Sondern auch die Tatsache, daß Firmen für einen vergleichbaren Service die eigenen Leute haben.

Heikles gibt es von der Schnäppchenvermittlung wenig zu vermelden, erweckt der Geschäftsmann schweigend den Eindruck. Selbst wenn: „Das dürfen Sie sowieso nicht in die Zeitung schreiben“. So mutmaßt er und würde trotzdem nie ein schurkiges Schaf unter den Anbietern beim Namen nennen.

Von wackeligen Geschäftspartnern läßt er im Zweifelsfall lieber die Finger, beteuert Rinow. „Ich will ja keine Existenzen kaputtmachen.“ Und: „Unsere Ware ist reguläre Ware. Nur preisgünstig. Sagen Sie nicht billig, das klingt so negativ“.

Erst wenn der Kunde die Ware vom Händler bekommen hat, wird der Agentensold fällig. „Vertrauen gegen Vertrauen“ lautet die Devise des Geschäftsmannes, die bisher Erfolg hatte: Erst einmal wurde ein Kunde säumig: „Das konnte ich verkraften.“

Der fetteste Fisch im Netz hieß „EG-Auto“: 800 Mark Provision betrug die Beute des Fischers, mehrere tausend Mark Extra-Verzehr landeten beim Auftraggeber. Wirklich lohnend ist der Handel für beide Seiten erst ab einem Warenwert von über 400 Mark. 20 Mark sind der Sockelbetrag für die Agentur-Leistung.

Obwohl die Preise der KundInnen schon scharf kalkuliert, sind gelingt es der Schweinchenagentur oft, noch günstiger anzubieten. „Ja, manchmal zu Preisen, die der Einzelne so nicht kriegt“ , lacht der Kaufmann und studierte Ökonom. Und frohlockt über das neue Rabattgesetz: „Dann steigt niemand mehr durch und alle rufen bei uns an.“ Eva Rhode