■ Phoolan Devi nach elf Jahren frei
: Die Königin der Banditen

Neu-Delhi (dpa/taz) – Wie ein weiblicher Robin Hood wurde die 37jährige Phoolan Devi am Samstag in Neu-Delhi gefeiert. Nach über elf Jahren Gefängnis kam sie nun gegen eine Kaution von umgerechnet 2.700 Mark frei. Phoolan Devi wird besonders von den Armen des Landes als „Königin der Banditen“ verehrt. Sie gilt als große Widerstandskämpferin gegen sexistische Gewalt und die Ungerechtigkeiten des Kastensystems. Die bewegte Lebensgeschichte der Volksheldin ist Thema unzähliger Bücher und Filme geworden. Als Elfjährige wurde Devi mit einem älteren Mann verheiratet, der sie jedoch schon kurz nach der Trauung wieder zu ihren Eltern zurückbrachte. Als Angehörige einer niedrigen Kaste und obendrein geschieden galt sie als wertlos. Zu allem Überfluß wurde sie auch noch von mehreren Polizisten ihres Dorfes mißbraucht. Ende der siebziger Jahre gründete sie mit einem Freund aus ihrer Kaste eine Bande. 1980 wurde ihr Freund Vikam Mallah von einer gegnerischen Bande getötet und sie selber in ein nordindisches Dorf in Uttar Pradesh verschleppt, wo nur Angehörige höherer Kasten leben. Dort wurde sie 22 Tage lang festgehalten und mehrfach vergewaltigt. Im Februar 1981 soll sie mit ihrer siebenköpfigen Bande Rache geübt haben: Es hieß, sie sei in jenes Dorf eingefallen und habe 18 Männer erschossen. Zwei Jahre lang hielt sie sich versteckt, bis sie sich 1983 den Behörden stellte. Man hatte ihr versichert, sie werde nach acht Jahren wieder frei gelassen. Schon 1986 bereute Devi, die stets ihre Unschuld beteuerte, dies und meinte, sie wäre lieber im Kampf gestorben, als im Gefängnis zu verenden. Die laut Washington Post an einem Tumor erkrankte Frau wurde mit einer Polizeieskorte zu einem Onkel in Neu-Delhi gebracht, wo sie zunächst einmal bleiben wird. knie