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Kurdische Flüchtlinge auf einer Fähre fast erstickt

■ 64 Menschen im Schiffscontainer verladen

Stockholm (taz) – Zusammengepfercht in einem zwölf mal zwei Meter großen luftdichten Thermocontainer, wurden in der Nacht zum Sonntag 64 kurdische Flüchtlinge aus dem Irak auf dem Ostsee-Fährschiff „Nord Estonia“ aufgefunden. Nur zufällig hatte ein Matrose zwei Stunden nach dem Ablegen Klopfen und Schreien aus dem als leer aufgegebenen Container im Frachtraum der Fähre gehört. Daraufhin befahl der Kapitän, den Container aufzuschweißen – in letzter Minute: Bei über 40 Grad Hitze, die in dem dick isolierten Container herrschten, standen einige der Eingeschlossenen, darunter 26 Kinder, das jüngste drei Monate alt, kurz vor dem Erstickungstod. Die noch zehn Stunden dauernde Fahrt hätten sie nicht überlebt.

Der Kapitän der mit 1.000 Passagieren nahezu voll besetzten Fähre, die unter estnischer Flagge regelmäßig zwischen Schweden und der estnischen Hauptstadt Tallinn verkehrt, hatte nach Entdeckung der Flüchtlinge zunächst vorgehabt, nach Tallinn zurückzukehren, damit seine Reederei keine Geldbuße wegen illegalen Flüchtlingstransports zahlen müßte. Telefonisch hatten sich aber die schwedischen Flüchtlingsbehörden bereit erklärt, die KurdInnen in Stockholm zunächst an Land gehen zu lassen.

Die Flüchtlinge waren nach eigenen Aussagen bei ihrem Auffinden seit mindestens acht Stunden in dem Container eingeschlossen gewesen. Für die lebensgefährliche Flucht hatten sie – nach ersten Ermittlungen der Polizei – an schwedische Fluchthelfer zwischen 2.000 und 3.000 Dollar pro Person zahlen müssen. Seit Anfang Februar ist der jetzt entdeckte Flüchtlingsschmuggel bereits der dritte größere illegale Flüchtlingstransport mit mehr als je 50 Menschen über die Ostsee nach Schweden und Dänemark. Nach der Ankunft am Sonntag morgen im Hafen von Stockholm wurden die Asylsuchenden in eine Flüchtlingsunterkunft südlich der Stadt gebracht. Reinhard Wolff

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