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Berlinale - und was kommt dann?

■ Nur wenige Festivalfilme kommen ins alltägliche Kinoprogramm bzw. nach Bremen

Die Bären sind verteilt, die Resümees geschrieben und gelesen, aber wieviele von den Filmen, die auf der Berlinale gezeigt, gelobt oder auch verissen wurden, sind demnächst auch in den Bremer Kinos zu sehen? Die großen Hollywoodstudios starten ihre Filme wieder so geschickt, daß sie die billige Publicity ideal ausnutzen können: Little Buddha und Fearless liefen nur wenige Tage nach ihren Festivalvorführungen an. Carlito's Way und Philadelphia kommen in dieser Woche ins Kino – die Berlinaleauftritte von Brian de Palma und Tom Hulce waren also Promotion par excellence.

Auf den Gewinner des Goldenen Bären Im Namen des Vaters von Jim Sheridan muß man noch bis Mitte März warten, und auch die Fans von Anthony Hopkins müßen sich etwas gedulden. Er spielte gleich in zwei Filmen, die beide im Wettbewerbsprogramm „außer Konkurrenz“ liefen, englische Archetypen: In Richard Attenboroughs Shadowland (dessen Bundesstart auf Anfang April gelegt wurde) ist er ein Oxfordprofessor und in James Ivorys Was vom Tage übrig blieb (der am 10. März in die Kinos kommt) ein Butler.

Der smarte Aki Kaurismäki war der einzige, der außer den Marktstrategen der großen Studios den Wert des geschickten Timings erkannte, denn auch sein Leningrad Cowboys meet Moses startet direkt nach dem Festival (in Bremen allerdings erst Mitte März im Hauptprogramm des Cinema und nachts in der Schauburg).

Die Schauburg wird auch in einigen Wochen Kieslowskis Weiß zeigen und immerhin „schon“ in etwa einem halben Jahr den kubanischen mit dem sibernen Bären prämierten Erdbeer und Schokolade.

Das wars dann aber auch schon fast. Derek Jarmans Blue wird zwar schon ab 10. März gezeigt, aber erfahrungsgemäß mit sowenig Kopien, daß er im günstigsten Fall viel später mal vom Kommunalkino gezeigt wird. Das gleiche gilt für Achternbuschs Ab nach Tibet, dessen Bundesstart am 5. Mai für den normalen Kinobetrieb eher akademischen Wert hat.

Nur der Überraschungserfolg What's Eating Gilbert Grape von Lasse Hallstrom mit Johnny Depp hat ab Ende April Chancen, ein Publikumsrenner zu werden. Auf die meisten anderen Filme wird man wohl vergeblich oder sehr lange warten müßen. Light Sleeper von Paul Schrader lief zum Beispiel vor zwei Jahren in Berlin und wird erst jetzt im April in Deutschland verliehen.

Aber mal andersherum gefragt: Gab es etwas von Bremen auf der Berlinale zu sehen ? Im letzten Jahr konnte man sich immerhin noch über Mitscherlichs Denunziantin ärgern, aber diesmal blieb es bei einem Mister mit dem seltsamen Namen Bremen, der in Was vom Tage übrig blieb kurz in einem Dialog erwähnt wird, und den glorreichen Erzeugnissen Bremer Braukunst, die in zwei amerikanischen Spielfilmen (Fearless und Floundering) sehr dekorativ auf Tischen herumstehen. So bleibt nur der Trost, daß in Hollywood zumindest unser Bier getrunken wird.

Live aus Berlin berichtete unser Korrespondent Wilfried Hippen

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