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Lehrer streiten um Arbeitszeitverlängerung

■ GEW-Landesvorsitzender in NRW sollte gestürzt werden / Kritiker weichen zurück

Düsseldorf (taz) – Es kracht mächtig in der nordrhein-westfälischen Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Ausgelöst hat das interne Beben der Landesvorsitzende Reiner Hoppe höchstpersönlich. Angesichts von wachsenden Schülerzahlen und zunehmender Ebbe in den öffentlichen Kassen hatte Hoppe zur Jahreswende der Landesregierung Verhandlungen über freiwillige Mehrarbeit auf Zeit vorgeschlagen, um die besonderen Probleme der nächsten 10 Jahre zu lösen. Diese vorübergehende Mehrheit sollte auf die Lebensarbeitszeit angerechnet werden – etwa durch ein späteres Sabbat-Jahr oder einen früheren Eintritt in den Ruhestand. In Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und im Saarland war die Pflichtstundenzahl trotz massiver Proteste der GEW kurz zuvor schon erhöht worden.

Die Zahlen sprechen für sich. Bis zum Schuljahr 2003/4 wächst die Zahl der SchülerInnen nach den Berechnungen des Düsseldorfer Kultusministeriums im Vergleich zu 1989/90 um 380.000 (14,9Prozent). Danach, so die Prognose, schrumpft die Schülerzahl wieder drastisch. Eine Aufrechterhaltung des derzeitigen Standards erfordere die zusätzliche Einstellung von 20.000 Lehrern. Pro Jahr würde das dem Land Nordrhein- Westfalen nach GEW-Berechnungen rund 1,4 Milliarden DM (12,4Prozent) zusätzliche Personalkosten bescheren. Weil an den Klassenstärken und der Stundenzahl für SchülerInnen kaum noch etwas gedreht werden kann, richten die Finanzminister ihre Augen erneut auf die Pädagogen. Durch eine Stunde pro Woche mehr ließen sich rein rechnerisch allein in NRW rund 6.000 Stellen einsparen.

Angesichts dieser Rahmenbedingungen schien Hoppe ein Kurswechsel weg von der schlichten „Forderungsgewerkschaft hin zu einer Vereinbarungsgewerkschaft“ unumgänglich. In der Mitgliedschaft führte die Suche nach „intelligenten Lösungen“ indes zu einer brisanten Polarisierung. Während die bildungspolitische Sprecherin der Grünen, Brigitte Schumann, ihrem Landesvositzenden noch relativ zurückhaltend vorwarf, „kontraproduktive“ Modelle zu propagieren, hagelte es aus den Stadtverbänden Rücktrittsforderungen. Anfang Februar kam es im Landesvorstand zum Schwur. Mit 15 gegen 11 Stimmen setzte sich Hoppe am Ende knapp durch. Weil aber danach weiterhin GEW-Funktionäre den neuen Kurs als „eine Marotte des Vorsitzenden“, so ein Vertrauter Hoppes, ausgaben, ließ Hoppe den Vorstand am Mittwoch abend erneut zusammenrufen.

Unterstützung für den Verhandlungskurs oder Rücktritt, lautete die Alternative. Wieder folgte die Vorstandsmehrheit ihrem Vorsitzenden. Jetzt fühlt sich Hoppe gestärkt: „Ich weiß, daß die Diskussion problematisch bleibt, aber zu dem eingeschlagenen Kurs gibt es keine Alternative. Ansonsten werden auch in NRW die Probleme durch administrative Anordnungen weiterhin allein auf dem Rücken der LehrerInnen ausgetragen.“ Walter Jakobs

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