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Grund weggezogen -betr.: "Bscheidenheit? Bescheidenheit!", taz vom 12.2.94

Betr.: „Bescheidenheit? Bescheidenheit!“, 12.2.94

Liebe Leute bei der taz,

habt ihr nicht bei der Vorstellung von Helmut Frenz einige nicht unerhebliche Dinge vergessen?

Z.B. seine Rolle während der Besetzung der Schalom-Kirche, deren Pastor er war, durch Flüchtlinge und ihre UnterstützerInnen. Sein Verhalten im Schalom ist ein klassisches Beispiel dafür, wie schnell die Solidarität mit verfolgten und unterdrückten Menschen endet, sobald sie nicht mehr weit weg sind - etwa in El Salvador oder Chile oder wenigstens im Flüchtlingsheim weit entfernt von der eigenen Wohnung. Wagen sie es nämlich, selbst für ihre Rechte einzutreten - wie etwa freie Wahl des Aufenthaltsortes - und wählen dafür einen Weg, der sie in die eigene Kirche und vor die eigene Haustür führt, dann ist es mit der Unterstützung schlagartig vorbei.

Helmut Frenz hat während der Kirchenbesetzung nichts unversucht gelassen, um die Flüchtlinge schleunigst aus „seiner“ Kirche herauszubekommen.(...)

Da erscheint es doch mehr als zynisch, ihn Solidarität definieren zu hören, mit der er den Menschen festen Grund bieten will. Den Flüchtlingen im Schalom hat er den Grund weggezogen.

Katharina Dreher

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