„Neue konsolidierende Lösung“

■ Neues zum JAK: Verhandlungen und ein Abendmahl

Zum „Dream-In“ lud das Jugendtheater für Hamburg auf Kampnagel (JAK). „Wenn auch die Stadt die Chance für ihr Jugendtheater verschläft“ hieß es in der Ankündigung „und der Traum eines professionellen Theaters für Jugendliche hier nach zwei Jahren endgültig ausgeträumt scheint: Das JAK hat seine Träume noch nicht begraben.“ Alle Freunde sollten sich mit Lieblingswitz und -wein zum gemeinsamen Phantasieren einfinden. „Damit aus dem Traum kein Alptraum wird!“

Freitagabend: eine Abendmahlstafel schlingt sich im großen Rund durch die Dünen der Bühne von Hush, getreue JAK-Fans und das Ensemble stieren in die Gläser. Warten auf „JAK-Oberspielleiter“ Jürgen Zielinski, der längst von Kultursenatorin Christina Weiss zurück sein sollte. Sekt oder Selters? Er kommt als Sphinx. Oder als Koch, der sein Rezept nicht verrät. Nur, daß er etwas angerührt hat, das wohl vielen gut schmecken werde, aber einigen erstmal im Magen liege. Jürgen Zielinski dekoriert die Suppe lächelnd mit Rätseln.

„Die Senatorin hat erneut gesagt, überlegen Sie sich alles nochmal und wieder betont, sie wolle mich hier behalten. Ein neues Angebot machte sie aber nicht.“ Also habe er mit Rücksicht auf sein Team und errungene Erfolge seine Betonhaltung beiseite geschoben und seinerseits ein konstruktives Angebot vorgelegt. „Ich habe der Behörde eine Nuß gegeben, die sie jetzt knacken muß.“ Erstes befreites Lachen zeigt sich neben fragenden Mienen. Zielinski würzt das Büfett mit weiteren Details: „Die Senatorin sagte neulich, man müsse sich auch mal von Institutionen trennen. Nun, ich würde sie nehmen.“ Mehr könne er nicht sagen, um nichts zu gefährden.

Dem zuhörenden Mitesser bleibt beim Nachtisch das Lesen im Kaffeesatz. Der jüngst versprochene 1,5 Millionen-Etat blieb bekanntlich von den jüngsten Sparbeschlüssen unberührt. Nun scheint Zielinski bereit, auf dieser Basis mit Zweijahresverträgen für sein Team zu operieren. Und, springender Punkt, um den programmierten Konflikt mit dem neuen künstlerischen Leiter von Kampnagel, Res Bosshardt, zu lösen: die Trennung des Jugendtheaters von seinem Sitz Kampnagel, unter Vernachlässigung der ursprünglich gewünschten Verselbständigung. „Das Jugendtheater könnte ja auch irgendwo anders angegliedert werden“ rätselt Zielinski schließlich weiter. – Danach wurde gesungen, gelesen, gespielt und alle haben ziemlich lange geträumt.

Im O-Ton der Kulturbehörde lautet der Vorgang so: die Senatorin werde prüfen, „auf welche Art und Weise das Jugendtheater als Projekt auf Kampnagel fortgeführt werden kann. Zu diesem Zweck wird die Kulturbehörde ein Gespräch mit den künftigen Kampnagelleitern Res Bosshart und Jack Kurfeß führen. Danach wird die Kulturbehörde Jürgen Zielinski ein neues Angebot unterbreiten. Ziel der Verhandlungen wird es sein, den Projektstatus des JAK auf Kampnagel zu verlängern, bis im Einvernehmen mit allen Beteiligten eine neue konsolidierende Lösung gefunden ist.“

Ludwig Hugo