Bremer Cotton-Club ziemlich international

■ Über 500 BaumwollexpertInnen aus 44 Ländern informieren sich über Neuerungen

Wer mit Baumwolle zu tun hat, muß sich in diesen Tagen warm anziehen. Der Preis für ein Kilo Baumwolle stieg zwischen Mitte November 1993 und Mitte Februar 1994 von 2,05 auf 3,10 Mark pro Kilo, die Baumwolleinfuhren der Bundesrepublik gingen im Jahr 1993 (Jan. bis Okt.) um 28,6 Prozent zurück (576.749 Ballen). Und weil der Dollar gefallen ist, beklagen die BaumwollhändlerInnen und -produzentInnen sogar einen Wertverlust von 37,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

„1993 war eines der schwersten Jahre überhaupt für die Baumwollindustrie“, erklärte gestern Dr. Ulrich Bierbaum, Präsident der Bremer Baumwollbörse, am Rande der 22. Internationalen Baumwoll-Tagung in Bremen. Dort lecken seit gestern rund 500 BaumwollexpertInnen aus 44 Ländern ihre Wunden. Außerdem wollen sie sich in Sachen Baumwolle „auf den neuesten Stand bringen“, sagte Dr. Hans Christoph Hobe, Vorsitzender des Verwaltungsrates des Bremer Faserinstituts. Dabei geht es um technische Neuerungen, um wissenschaftliche Forschung und um's Kaufmännische.

Bremen ist mit seiner Baumwollbörse und dem Faserinsititut noch immer eine der ersten Adressen in Sachen Baumwolle auf der Welt. Fühlt sich ein Baumwollhändler bei der Qualität seiner Ware geneppt, kann er das Faserinstitut anrufen und dort von einem unabhängigen Sachverständigen ein Urteil über die Qualität der Ware auf wissenschaftlicher Basis bekommen (Arbitrage). „Unsere Werte sind international anerkannt als Weltmaßstab“, erläuterte Hobe gestern. Was es da alles zu messen gibt: Die Faser-Garn-Korrelation, das Klebeverhalten, Festigkeitsuntersuchungen, den Reifegrad, die chemische Belastung, die Längen, die thermischen Eigenschaften.

Ein bißchen abgesackt sind die Bremer Häfen beim Baumwoll-Umschlag. Die Zahl der gelöschten Ballen sank von 631.000 in 1992 auf 560.000 in 1993 (geschätzt). Das lag vor allem daran, daß mehr Baumwolle aus zentralasiatischen Staaten über Landwege importiert wurde. Das könnte sich aber bald wieder ändern, weil „die Seewegezum Bremer Hafen einfach sicherer sind“, schätzt Bierbaum.

mad