Mit Schampus taufen

■ Namensfeier für „Heiden“: ohne Verzicht auf die spendable Patentante

Auch „kleine Heiden“ können begossen werden. Zwar nicht mit Taufwasser, doch mit Sekt. Und um dem Ganzen einen feierlichen Rahmen und einen Hauch Öffentlichkeit zu geben, richtet der Humanistische Verband Berlins seit kurzer Zeit Namensfeiern aus. „In einer Zeit, in der immer weniger Menschen einer Konfession angehören, soll sich die Verweltlichung auch in entsprechend festlich begangenen Höhepunkten zeigen“, begründet der Verband sein Vorhaben. Als Alternative zur kirchliche Taufe steht das Angebot allen Berlinern offen.

Die ersten weltlich „gesegneten“ Kinder sind die einjährige Franka und der ein halbes Jahr ältere Philip. „Mit der Namensfeier bereiteten wir uns und unserer Tochter einen schönen Augenblick“, erzählt Frankas Mutter. Gegenüber Verwandten und Bekannten wollten sie in besonderer Weise ihre Freude über die Geburt kundtun.

Die eigentliche Namensfeier dauert etwa eine halbe Stunde, berichtet Regina Malskies vom Humanistischen Verband. Ort und Rahmen des Festes können die Eltern selbst bestimmen. Die Feier von Franka und Philip, die im Palais am Festungsgraben stattfand, war durch Harfenklänge untermalt. Vorstellbar wäre auch ein Märchenerzähler oder Puppenspieler, bemerkt Frau Malskies. Die Feier, sagt sie, soll Anlaß sein, über elterliche Verantwortung nachzudenken.

Auch der Konfessionslose muß auf die spendable Patentante oder -onkel nicht verzichten. Wenn die Eltern es wünschen, können sie für ihr Kind Paten bestimmen. Doch nicht, um zum Geburtstag ein Geschenk mehr zu kassieren, sondern um den Kreis der Verantwortlichen für das Kind zu vergrößern. Besiegelt wird der „Taufakt“ schließlich in einer Urkunde, die Eltern und Paten gemeinsam unterzeichnen.

Warum die Feier Namens- und nicht etwa Geburtsfeier heißt? „Mit dem Namen geben Eltern ihrem Kind auch Wünsche, Hoffnungen und Sehnsüchte auf den Weg“, erklärt die Beraterin. Diese würden auf der Namensfeier in den Vordergrund gerückt. Mit dem katholischen Namenstag habe sie nichts gemein. Annette Kurth/ADN