: Diktator zur Wahl gezwungen
■ Blutige Straßenschlachten in Bophuthatswana / Südafrikanische Rassisten fielen in Homeland ein, um Wahlen zu verhindern
Mmabatho (taz) – Südafrikanische Rassisten konnten nicht verhindern, daß Homeland-Diktator Mangope den Weg zur Teilnahme an den ersten freien Wahlen Südafrikas freimachte. Doch blieb die Lage in Bophuthatswana gestern unübersichtlich, nachdem Mitglieder der neofaschistischen „Afrikaner Weerstandsbeweging“ (AWB) am Mittag die Stadt verließen. Der Militärflughafen wurde aber weiter von in Khaki gekleideten Mitgliedern der „Afrikaaner Volksfront“, einer anderen rechtsradikalen Weißenbewegung, besetzt.
Unklar ist auch, ob die Homeland-Armee und Polizei Präsident Lucas Mangope stützen, der am Donnerstag nach tagelangen Streiks und Demonstrationen in einem Hubschrauber aus Mmabatho geflohen war. Ein Sprecher des geflüchteten Herrschers behauptete gestern nachmittag, der Homeland-Regierung sei nichts von den paramilitärischen Einheiten bekannt, die laut Augenzeugen immer noch den Flughafen besetzen.
Aber Mangope hat offensichtlich nicht die Hoffnung aufgegeben, in seinen Amtssitz zurückkehren zu können. Nachdem er sich noch am Mittwoch geweigert hatte, die für Ende April in Südafrika geplanten ersten demokratischen Wahlen auch in Bophuthatswana zuzulassen, verkündete er am Freitag, daß er sich mit seiner „Northwest Christian Democratic Party“ nun doch noch eingeschrieben habe. Aber selbst ein Mitglied der Regierung Mangope bezweifelte, daß diese Ankündigung ausreichen würde, um die Lage in dem zweieinhalb Millionen Einwohner zählenden Reservat zu entspannen.
ANC-Präsident Nelson Mandela verkündete am Freitag, das 1977 gegründete Homeland, das laut südafrikanischer Sprachregelung unabhängig ist, werde unter gemeinsame Verwaltung der südafrikanischen Regierung und des „Transitional Executive Council“ (TEC), eine Art Übergangsrat, gestellt. Die Regierung von Staatspräsident Frederik W. de Klerk zögert aber offensichtlich mit einer solchen Entscheidung.
Südafrikanische Truppen, die in das von Unruhen heimgesuchte Homeland an der Nordgrenze Südafrikas entsandt wurden, beschränken sich bisher auf die Bewachung der südafrikanischen Botschaft. Botschafter Tjaard teilte mit, die vor seiner Residenz aufmarschierten südafrikanischen Soldaten würden nicht in den Konflikt eingreifen. Ihre Aufgabe sei rein defensiv.
Touristen wird inzwischen auch davon abgeraten, das Ferienressort Sun City zu besuchen, das in Bophuthatswana liegt. Eine Fabrik des deutschen Pkw-Herstellers BMW in dem Homeland-Gebiet wird ebenfalls seit Tagen bestreikt.
Die Hinrichtung von zwei Mitgliedern der neofaschistischen „Afrikaner Weerstandsbeweging“ (AWB) durch Mitglieder Sicherheitskräfte von Bophuthatswana auf offener Straße bestärkte zudem Befürchtungen, daß die rechte Gruppierung jetzt Vergeltungsaktionen gegen die Militärs starten könnte.
Aus Protest gegen die Unruhen in Bophuthatswana setzte die Freiheitsallianz die Verhandlungen über ihre Teilnahme an den Wahlen aus. Ihr Anführer Constand Viljoen erklärte gestern, die Freiheitsallianz werde sich so lange nicht am Wahlprozeß beteiligen, bis der Afrikanische Nationalkongreß (ANC) aufhöre, die Lage in Bophuthatswana zu destabilisieren. Bophutatswana ist Mitglied der Freiheitsallianz. Die Führung des ANC rief die südafrikanische Regierung gestern zum wiederholten Male auf, in dem Homeland einzugreifen. Willi Germund
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