Parteien bleiben ohne Nachwuchs

■ Mitgliederschwund bei allen Berliner Parteien – außer beim Bündnis 90/Die Grünen / Nur wenige junge Parteimitglieder

Einen erheblichen Mitgliederschwund mußten alle Berliner Parteien 1993 verzeichnen. Besonders der Anteil der unter 30jährigen liegt im Vergleich zur Bevölkerung überproportional niedrig. Die Gründe für die Parteiaustritte sind vielfältig: Während sich einerseits Mitglieder der Regierungsparteien SPD und CDU aus Enttäuschung über die mangelhafte Verwirklichung ihrer Parteiprogramme zurückziehen, treten andererseits Mitglieder der Oppositionsparteien aus Frust über mangelhafte Gegenkonzepte aus. „Parteiverdrossenheit“ bleibt auch im sogenannten „Superwahljahr“ 1994 ein Schlagwort im Kampf um die Gunst der Wähler.

CDU: Nur 12 Prozent sind unter 30

So hat der CDU-Landesverband im Jahr 1993 nach eigenen Angaben rund 600 Mitglieder verloren. Der Pressereferent des Landesverbandes, Marco Hardt, bezifferte den derzeitigen Mitgliederstand seiner Partei mit 16.000. Der Frauenanteil in der Berliner CDU liege mit rund 32 Prozent im Bundesdurchschnitt seiner Partei. Die unter 30jährigen machen rund zwölf Prozent aus.

Bei der SPD sieht es ähnlich aus: Anfang Dezember 1993 zählte die Partei 24.520 Mitglieder, im Juni waren es noch 25.034. Auch hier beträgt der Anteil der Frauen rund 30 Prozent, die unter 35jährigen bezifferte die SPD auf rund 4.500. Das sind 18,3 Prozent.

Die FDP hat nach eigenen Angaben derzeit knapp 4.000 Mitglieder. Das sind rund 260 weniger als Ende 1992. Auch hier liegt der Frauenanteil etwa bei einem Drittel. Die unter 30jährigen machen einen Anteil von 18 Prozent aus.

Der PDS-Landesverband Berlin hatte im Dezember 1993 genau 23.633 Mitglieder, im Vergleich zum Vorjahr ist die Mitgliederzahl um rund 3.400 zurückgegangen. Im Unterschied zu den anderen Parteien betrage der Frauenanteil in der PDS jedoch rund 50 Prozent, was schon bei der SED so gewesen sei, wie eine Parteisprecherin mitteilte. Die unter 30jährigen machen rund 6,2 Prozent aus.

Einen Zuwachs hingegen verzeichnet das Bündnis 90/Die Grünen. Derzeit, so die Parteizentrale, habe man rund 2.600 Mitglieder, das seien 321 mehr als zum Vergleichstermin 1992. Dieser Zuwachs wird von der Partei allerdings auf den Zusammenschluß mit dem Bündnis 90 zurückgeführt, das 380 Mitglieder in die neue Partei eingebracht hätte. Insgesamt gesehen verzeichnet man also auch hier einen Mitgliederschwund. Matthias Sobolewski (ADN)