Lokalkoloratur

Ein geklontes Doppel für jeden Menschen als lebendes Ersatzteillager – Wunschtraum gentechnologischer Mediziner oder Horrorvision einer entmenschlichten, endgültig aufs Funktionale reduzierten Menschheit? Diese Thematik hat die Hamburger Autorin Birgit Rabisch, 41, in ihrem Jugendbuch Duplik Jonas 7 (erschienen im Georg-Bitter-Verlag) so anschaulich und packend erzählt, daß ihr jetzt der nordrhein-westfälische Minister für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft Klaus Matthiesen dafür den Umwelt-Literaturpreis des bevölkerungsreichsten deutschen Bundeslandes verliehen hat. Die Autorin, selbst Mutter zweier Kinder, schildert in ihrem Science-Fiction-Roman das Schicksal des Medizinstudenten Jonas Helcken und seines geklonten Bruders Jonas 7, der mit den anderen „Dupliks“ hinter dicken Mauern abgeschottet von der übrigen Welt sein Dasein fristet. Als Jonas, der Student, bei einem Autounfall sein Augenlicht verliert, werden ihm die Sehorgane seines geklonten Bruders eingepflanzt, und beide beginnen auf ihre Art über ihr Los nachzudenken. Besonders die „vorbehaltlose Offenheit, mit der der Roman sogenannte progressive und sogenannte konservative Wertvorstellungen zur Diskussion stellt“, hatte es der Jury angetan. Am 11. März wurde die mit 15.000 Mark dotierte Auszeichnung der in Eimsbüttel lebenden Autorin in Unna überreicht, herzlichen Glückwunsch!

Einen Preis hat er noch nicht bekommen, aber das kann ja noch was werden. Einstweilen jedoch ist Helge Adolphsen, 53, Chefprediger auf der Kanzel des Hamburger Michel, aussichtsreichster Kandidat für die Nachfolge des amtierenden Militärbischofs Heinz-Georg Binder. Binder, der im Herbst in den Ruhestand geht, nannte Adolphsen gestern „einen durchaus denkbaren Nachfolger“, versäumte jedoch nicht zu betonen, daß derzeit „noch nichts entschieden“ sei. Diese Entscheidung will der Rat der EKD voraussichtlich noch in diesem Jahr fällen. Bisher arbeiten Militärbischöfe nebenamtlich. lui/epd