Kein Rezept in Sicht

■ G-7-Staaten eröffnen Job-Gipfel

Detroit (taz/AP) – Die Gruppe der sieben führenden Industriestaaten hat sich zum erstenmal zu einer Sonderkonferenz über die Arbeitslosigkeit versammelt. Doch schon bei der Ankunft der Arbeits- und Wirtschaftsminister in der Industriestadt Detroit wurden die Erwartungen heruntergeschraubt: Bei dem zweitägigen Treffen gehe es lediglich um einen Austausch der unterschiedlichen Erfahrungen, hieß es.

Dabei ist der Anlaß mehr als besorgniserregend: Nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) hat die Arbeitslosigkeit weltweit den höchsten Stand seit der Weltwirtschaftskrise in den dreißiger Jahren erreicht. 30 Millionen Arbeitslose gibt es inzwischen in den G-7-Staaten, davon 19,1 Millionen in Europa und 8,5 Millionen in den USA. Nur Japan bleibt mit einer Arbeitslosenquote von 2,5 Prozent ein Musterschüler. So ist es nicht verwunderlich, daß gerade die japanische Delegation davor warnte, in Detroit Forderungen zu stellen. Schließlich glauben nicht wenige Vertreter der übrigen Industrienationen, daß Japan durch seinen hohen Außenhandelsüberschuß die Arbeitslosigkeit exportiert. Gastgeber Bill Clinton sprach sich im Vorfeld bereits für Steuerkürzungen und Zinssenkungen in den großen Industrieländern aus. Kritik an der Konferenz kam von der OECD. Die Organisation für Zusammenarbeit und wirtschaftliche Entwicklung warnte vor „falschen Lösungen“ wie nationalem Protektionismus und der Aufteilung der vorhandenen Arbeit durch Arbeitszeitverkürzungen. Eine gesetzlich verordnete Arbeitszeitverkürzung habe „noch nie zu einer bedeutenden Senkung der Arbeitslosigkeit geführt“, hieß es in dem achtseitigen OECD-Papier, da die Arbeitnehmer nicht die damit verbundenen Einkommensverluste hinnehmen würden. es