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„Mutter des Jahres“

■ Mit Clausewitz gegen Frauenquote: GALier ruft zum „Zurückschlagen“ gegen Partei-Linke auf Von Marco Carini

Michael Rittendorf, Redaktionsmitglied der grünen Mitgliederpostille „GAL-Intern“ ging in die Offensive. Der Grund: Clemens Grün, Initiator und Redaktionschef des Blattes, soll der Frauenquote zum Opfer fallen. Da die meisten Bürgerschaftsreferenten männlich sind und für die Koordination der anstehenden Wahlkämpfe ebenfalls ein Mann von der GAL eingestellt worden ist, muß nun laut Satzung eine Frau ran. Der grüne Landesvorstand ordnete eine dementsprechende Ausschreibung an.

Doch Rittendorf, seit 14 Jahren Mitglied der Grünen, ist nicht bereit, „diese Machenschaften des Landesvorstands hinzunehmen“. Seine Strategie: Mit Clausewitz gegen die Frauenquote.

In einem Brief an ausgewählte grüne Realas und Realos plädiert er „für eine offensive Strategie des Zurückschlagens“. Der GALier, der, seit er sich auf einer GAL-Mitgliederversammlung vehement für eine UN-Intervention in Bosnien eingesetzt hat, in grünen Kreisen den Spitznamen „Kamerad Rittendorf“ trägt, brilliert dabei mit einem durch und durch pazifistischen Sprachstil und eine feinsinnige Analyse der GAl-Fraktionen.

So schreibt Rittendorf, in GAL-Kreisen als „Linkenfresser“ bekannt: „Für mich gilt von jetzt an Clausewitz, und als ... humanitärer Bellizist schlägt in meinen Adern auch das Blut meiner ostpreußischen Vorfahren, der Landadelsfamilie von Rittendorf. In der Regimentschronik meines Urgroßvaters habe ich den bemerkenswerten Satz gefunden: ,Der Bolschewismus muß einjedämmt und zurückjeschlajen werden!' Auf heutige Zeiten übertragen heißt das für mich, das unselige Treiben der Leute des Linken Forums und der ZAS (Organisation der Parteilinken - Anm. d. Redaktion) muß beendet werden. Und zwar mit allen Mitteln. Der seelenlose, menschenverachtende Marxismus-Leninismus hat in der GAL nichts zu suchen.“

Bislang allerdings stieß die Attacke des Grünen ins Leere. Da die GAL-Gremien erst auf der letzten Mitgliederversammlung von ihrer Basis aufgefordert worden waren, die bei den letzten Personalentscheidungen längst ausgehebelte Frauenquote in Zukunft wieder zu berücksichtigen, dürfte die Besetzung der Redaktionsstelle mit einer Frau ausgemachte Sache sein.

Auch ein offener Brief der GAL-Bürgerschaftsabgeordneten Sabine Boehlich, in dem diese dafür eintrat, Clemens Grün auf die Frauenstelle zu setzen, erntete innerhalb der GAL mehr Spott als Anerkennung. Da Boehlich damit argumentierte, daß Grün sich aufgrund einer unverbindlichen Zusage des früheren Landesvorstands „in seiner Lebensplanung auf die GAL verlassen“ hätte und die Frauenquote in diesem Fall dem Ziel entgegenstände, „mehr Menschlichkeit in die Politik zu bringen“, verliehen ihr einige Grüne des Bezirks Nord prompt die „Inge-Meysel-Gedächtnismedaille“ und ernannten sie zur „Mutter des Jahres“.

Der grüne Rittendorf hingegen darf auf solche Auszeichnungen nach seinem antibolschewistischen Rundschlag kaum hoffen. Für ihn heißt es nun wohl: „Kamerad Rittendorf, abgetreten!“

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