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Verwischte Grenzen zwischen Mensch und Ente

■ Ausstellung von Donald–s Adoptivvater Carl Barks im Wilhelm-Busch-Museum

Mit seiner Feder hat er die Grenzen zwischen Mensch und Ente verwischt und aus dem ausdruckslosen Erpel Donald Duck eine Kultfigur gemacht: Carl Barks, die sogenannte Graue Eminenz der Walt Disney Studios, ist der Simmel des Comic. Ihm zu Ehren ist im Wilhelm-Busch-Museum erstmals in Europa zu bestaunen und zu beschmunzeln, wie die Zeichner-Legende der Comic-Legende einen Charakter verpaßt und sie zu der Persönlichkeit heranwachsen läßt, als der wir den ewigen Looser Donald kennen: streitsüchtig, ständig arbeitslos und pleite. Er ist das Geflügel-gewordene Abbild des kleinen Mannes, das den Schicksalsschlägen des Lebens trotzt.

Wahrscheinlich wurzelt gerade darin der Keim des Erfolges, den auch das Wilhelm-Busch-Museum für die Ausstellung „Donald Duck – die Ente ist Mensch geworden. Das zeichnerische Werk von Carl Barks“ erwartet. Schließlich feiert Donald in diesem Jahr seinen 60.Geburtstag.

Die Exponate, Original-Einzelstudien und Vorzeichnungen sowie Original-Comic-Strips des Meisters, stammen zum Teil aus der Privat-Sammlung von Gottfried Helnwein, dem Wiener Künstler, der sich schon oft an der Figur Donald–s Pop-art künstlerisch vergangen hat. Und – hoppla, was ist das? Das Ausstellungsplakat ziert keine Barks-, sondern eine Helnwein-Ente, sogar der Ausstellungs-Katalog stammt von dem Österreicher. Das ist keine Barks, sondern eine Helnwein-Ausstellung, meint dann auch die lokale Comic-Koryphäe Frank Neubauer vom Trivial-Book-Shop. Nur so sei auch das große Medieninteresse an einer Comic-Ausstellung zu erklären. Da komme ein abgehalfterter Scientologe mit einer Barks-Ausstellung unter dem Arm an, und plötzlich sei das Wilhelm-Busch-Museum bereit, Comics auszustellen. Denn bisher hatte dieses Genre keinen Zugang zum Museum, das sich ausschließlich Karikaturen verschrieben hat. „Dies ist sicher ein Grenzfall“, muß Ruth Brunngraber, Sprecherin des Busch-Museums, einräumen. Und was den Helnwein angeht: ihm sei es aufgrund seiner Freundschaft zu dem verschlossenen Barks, der als mittlerweile 93jähriger in Oregon lebt, zu verdanken, daß die Ausstellung überhaupt stattfinden könne.

Ein Signal dafür, daß in Zukunft auch Comics in Museums-Würde geraten könnten, ist laut Brunngraber die Barks-Ausstellung nicht: Eine Tarzan oder Barbarella-Ausstellung wird es bei uns nicht geben, dafür gibt es andere Häuser. Nur stehen die nicht in Hannover. Nils Meyer

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