piwik no script img

„Dieselben Positionen“ jetzt als Opposition“

■ Die niedersächsischen Grünen nach dem Bankwechsel: Interview mit Pico Jordan

taz: Trotz des Wahlerfolgs von rot-grün werden die Grünen nicht mehr in der neuen Landesregierung vertreten sein. Werden sich durch den Wechsel auf die Oppositionsbänke die Schwerpunkte der Grünen-Politik verändern?

Pico Jordan: Wir haben ja schon immer versucht, grüne Positionen auch in die Koalition einzubringen. Jetzt werden wir dieselben Positionen als Opposition einbringen. Ich kann diese Debatte, daß sich deshalb unsere im Ganzen ja erfolgreiche Politik ändern sollte, nicht verstehen.

In Sachen Expo ist die grüne Regierungspartei Kompromisse eingegangen, die manchen Bauchschmerzen machen. Tragen die Grünen diese Kompromisse auch als Opposition weiter mit?

Die Expo-Diskussion hat sich mit der Zeit verändert. Jetzt, wo wir keine Mehrheit haben und auch nicht in Koalitionsverhandlungen diese Dinge verhandeln, können wir keine Bedingungen stellen. Wir werden über das diskutieren, was die anderen uns als Expo präsentieren. Wir werden nachfragen, was aus der sozialen Seite der Expo wird, wie es mit der Finanzierung des Nahverkehrs aussieht und wo der versprochene Wohnungsbau bleibt. Aber diese Themen hatten wir auch vorher besetzt. Natürlich werden wir weiter sagen, daß wir im Grundsatz gegen die Expo sind, aber das beeinflußt keine Entscheidungen.

Orientieren sich die niedersächsischen PolitikerInnen der Grünen in Zukunft mehr in Richtung Bundespolitik?

Das weiß ich nicht, außer Waltraud Schoppe ist mir niemand sonst bekannt. Es gibt für die niedersächsischen Grünen eine völlig neue Situation, die wir gründlich analysieren müssen. Unter der Albrecht-Regierung gab es zwei linke Oppositionsfraktionen. Die SPD-Regierung wird im Landtag mit einer linken und einer rechten Opposition konfrontiert. Dabei wird sich herausstellen, daß Schröder in vielen Punkten mit einer faktischen Mehrheit einer großen Koalition mit der CDU regiert. Die knappe Ein-Stimmen Mehrheit gibt es ja nur, wenn Schröder sowohl zu den Grünen als auch zur CDU im Widerspruch steht. Wir haben in den letzten vier Jahren inhaltlich gut gearbeitet und haben einen tiefen Einblick in Regierungsgeschäfte gewonnen. Mit diesem Fundus können wir eine qualifizierte Oppositionspolitik machen, das ist jetzt unser Job.

Fragen: Konrad Baer

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen