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Betr.: "Offen offensiv", taz vom 9.3.94

Viele Argumente von Wolfgang Kowalsky kann ich zwar gelten lassen, aber sicher nicht seine Analyse zum Fall Templin. Es ist einfach nicht möglich zu behaupten, daß der „Medienrummel“ der Jungen Freiheit zur Auflagenerhöhung verholfen hat. Schuld an dieser Publicity ist in erster Linie der Interviewte selbst, nämlich Wolfgang Templin. Daß man sich mit den Themen der Rechtsradikalen auseinandersetzen muß, leuchtet zwar ein – aber muß das in den Spalten solcher obskuren Fascho-Postillen geschehen? Diese Debatte haben wir in Frankreich, wo es bekanntlich seit über zehn Jahren eine rechtsradikale Massenpartei gibt, schon lange gehabt. Mich erstaunt deshalb die Art und Weise, wie sie in Deutschland jetzt geführt wird. Daß der quirlige MdB Weiß die PDS in einem Atemzug mit Reps, NPD oder DVU nennen konnte, finde ich einfach fabelhaft (wenn auch historisch begreiflich). Das zeugt meines Erachtens von einer gewissen geistigen Konfusion.

Nicht ganz klar im Artikel von Wolfgang Kowalsky scheint mir auch die Erwähnung des „US-Kulturimperialismus“ unter den Themen der Rechtsradikalen. Gehört das denn nicht auch zum Repertoire der Linken? Daß es einen solchen Imperialismus gibt, bedarf wohl keiner langen Beweisführung. Bei den jüngsten Gatt-Verhandlungen hat Hollywood seine Ziele klar zum Ausdruck gebracht: die Eroberung von 100 Prozent Marktanteilen statt der aktuellen 95 Prozent. Dabei wird die Film- und Fernsehindustrie von der US- Regierung kräftig unterstützt, die jedem Land, das noch eine „nationale“ (denn jeder Ami-Streifen, auch der provinziellste, ist ja von vornherein „international“) Produktion aufrechterhalten will – wie im letzten Jahr die Türkei –, mit Vergeltungsmaßnahmen droht. Wenn das kein Kulturimperialismus ist! Deshalb finde ich die Auflistung Kowalskys etwas mißverständlich. Daß es einen rechtsradikalen Protest gegen denselben Kulturimperialismus geben kann – etwa im Sinne einer Blubo-Ideologie –, liegt natürlich auf der Hand. Aber ist dieses Thema deshalb ein rechtsradikales Thema? Hubert Guicharrousse,

Colombes/Frankreich

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