: Hinter den sieben Bergen ...
■ In Thüringen tagten die „Zwergparteien“
Wurzbach/Weimar (taz) – Weil die FDP (nicht nur) in Thüringen eine Zwergpartei ist, fand ihr Listenparteitag hinter den sieben Bergen statt: in Wurzbach im Thüringer Schiefergebirge, hart an der Landesgrenze zu Bayern. Doch Schneewittchen hätte sich nach den Wahlen zur Besetzung der Landesliste für die thüringischen Landtagswahlen im Oktober im Sarg umgedreht. Denn die Freidemokraten Thüringens erfanden die Quotierung neu: Die ersten fünf Listenplätze gehörten den Männern, die nächsten fünf (aussichtslosen) den Frauen – und dann waren wieder die Männer dran. Im ehemaligen Bonzen-Hotel am Rennsteig störte das (fast) niemanden. Die freidemokratische Welt in Thüringen ist halt „a man's world“ – was auch der Landesvorsitzende und Spitzenkandidat für die Landtagswahlen, Andreas Kniepert (44), in seiner Grundsatzrede nicht verleugnen mochte: „Bei den Berichten über Attentatsversuche auf Politiker in den USA wird mir bewußt, daß in Amerika politische Gegner noch Mann gegen Mann mit der Waffe in der Hand erledigt werden – in Deutschland bedient man sich dazu der Medien.“
Die anderen „Zwerge“ Thüringens, die Bündnisgrünen, zog es am Sonnabend zum Landeslistenparteitag nach Weimar. Im Restaurant Heinfels, dessen Küche noch zu Brei zerkochte Sättigungsbeilagen aus Vorwendezeiten auf den Tisch zaubern kann, wurde die Fraktionsvorsitzende im Landtag, Christine Grabe (45), zur Spitzenkandidatin für die Landtagswahlen gekürt. Langbärtige „Zwerge“ mit wallendem Haarwuchs tummelten sich in Weimar allenthalben. Vielleicht gab das den Ausschlag dafür, daß die Versammelten den glattrasierten Bildungspolitiker Gerhard Wien (52) auf den 2. Listenplatz wählten. Denn im Bündnisgrün schafft's die Quotierung denn doch noch reißverschlußmäßig – und auch männlich geprägte Gewaltphantasien blieben beim grundsätzlich Geredeten in Weimar aus. kpk
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen