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Ein Mann mit Geduld

■ An der Domsheide sorgt Horst Schabacker für zufriedene BSAG-Fahrgäste

„Linie 1 ab Hollerallee in Richtung Stadt und aus der Stadt zurück und dann noch Linie 24 ...“ Es dauert eine Weile bis der Laserdrucker die gewünschten Fahrpläne ausgibt. Das kann Horst Schabacker, den Leiter des BSAG-Kundenbüros an der Domsheide nicht erschüttern. Freundlich wendet er sich der nächsten Kundin zu, die ihm ihre Fahrplanwünsche aufgeschrieben hat.

In Spitzenzeiten kommen 1.500 bis 2.000 Besucher am Tag in das Büro mit der Glasfront. Heute tritt der Sommerfahrplan der BSAG in Kraft, und heute ist besonders viel los. 20.000 bis 30.000 Haltestellenfahrpläne fordern die BremerInnen jedesmal an.

Früher wurden diese Fahrpläne gedruckt und dann aus einer großen, vorsortierten Kiste ausgegeben. Seit gut einem Jahr verfügt die Elektronische Fahrplan-Auskunft (EFA) über einen Laserdrucker, mit durchschlagender Wirkung: Der technische Fortschritt hat zu längeren Wartezeiten für die Kunden geführt.

Wenn sie nicht nach bestimmten Verbindungen fragen, wollen die Kunden meistens wissen, wie lange der neue Fahrplan gilt. Bis Oktober ist die Antwort. Grundsätzlich ändert sich wenig im neuen Sommerfahrplan. Busse und Bahnen fahren allerdings etwas seltener als im Winter. Das liegt daran, daß im Sommer viele Menschen mit dem Rad fahren. Zu den regelmäßigen Radlern gehört auch der freundliche Berater der BSAG, der nicht nur jeden Tag 40 Minuten mit dem Rad zur Arbeit fährt, sondern sogar seinen Sommerurlaub im Ausland am liebsten auf dem Rad verbringt: „Im Auto lernt man Land und Leute ja nicht kennen“.

Der menschliche Kontakt ist Horst Schabacker auch bei seiner Arbeit wichtig. Wenn EFA mal etwas länger nachdenkt, wechselt er gern mal ein persönliches Wort mit seinen KlientInnen. „So lernt man den Kunden kennen.“ Seit 26 Jahren ist er bei der Straßenbahn in Bremen. Nach 16 Jahren als Fahrer, hat er sich für die Kundenberatung entschieden und diese Entscheidung in den letzten 10 Jahren auch nicht bereut. Ein Kundenberater braucht nach seiner Einschätzung vor allem Fingerspitzengefühl und Geduld. Das gilt besonders für die schwierigen KundInnen, die in das Büro an der Domsheide stürmen und ihren Frust mit den Bremer Verkehrsbetrieben abladen. Aber darüber spricht der höfliche Mann mit den weißen Haaren nicht gern. „Ich liebe alle Bremer“ behauptet er.

Daß der Job anstrengend ist, will er trotzdem nicht bestreiten. „Den Urlaub hat man sich verdient.“ Deshalb plädiert er auch für mehr Freizeit statt mehr Lohn.

Besonders stolz ist der Kundenberater auf die „Bremer Karte“, die er für „Deutschlands schönste Monatskarte“ hält. An den Wänden des Büros hängt neben einer Sammlung mit verschiedenen Motiven der „Bremer Karte“ auch eine Autogramm-Sammlung von Werder Bremen Spielern, Trainer und Manager, die Horst Schabacker im Laufe der Jahre auf Karten mit Werder-Motiv zusammengetragen hat. Wünschen wir ihm und uns, daß er auch in seinen verbleibenden 15 Jahren als Kundenbetreuer die Geduld nicht verliert.

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