Abwicklung in Farbe

■ Vorerst kein Sendeschluß bei Vox

Berlin/Köln (taz) – Wann wird bei Vox der Schirm schwarz? Die Entscheidung über die Abwicklung des Kölner Kommerzsenders wird heute bei einer Vox-Gesellschafterversammlung fallen. Findet der Bertelsmann-Konzern, dessen Tochter Ufa vor 14 Tagen als letzter Teilhaber gekündigt hatte, bis Donnerstag, 31. März, keine neuen Partner, dann wird sich Vox in eine Gesellschaft in Auflösung umwandeln: Einleitung der Liquidation.

Vor dem Ufa-Absprung – und ebenfalls auf der Flucht vor den Anlaufverlusten von mindestens 390 Millionen Mark – waren zunächst der Holtzbrinck-Konzern, die Westdeutsche Medienbeteiligungsgesellschaft und Alexander Kluges DCTP bei Vox ausgestiegen. Auch die Verhandlungen über neue Gesellschafter wurden vor wenigen Tagen von einem spektakulären Ausstieg überschattet: Der WAZ-Konzern als neuer Hauptinteressent winkte ab. Laut Bertelsmann-Sprechern besteht noch „leichte Hoffnung“ für Vox. Wie die taz erfuhr, wird derzeit in Florida mit dem neuen großen Interessenten Disney verhandelt – und das noch bis in den April hinein.

Weitere Interessenten sind angeblich die luxemburgische CLT, die kanadische Can West und Tele München (Herbert Kloiber/ABC). Die Liquidation von Vox bedeutet nicht den befürchteten „Sendeschluß“ am kommenden Donnerstag. Denn die Abwicklungsgesellschaft könne durchaus „für ein bis zwei Wochen weitersenden, weil die Lizenz nicht automatisch erlischt“, sagte Hans Hege, Chef des Direktorengremiums der Medienanstalten, der taz. Generell wird in Branchenkreisen damit gerechnet, daß Bertelsmann die wertvollen Antennen-Frequenzen nicht riskieren will: Bei Abschaltung von Vox wäre die Lizenz verloren. Fernsehmanager weisen darauf hin, daß möglicherweise „eine Gesellschaft in Auflösung nicht von einer in Neugründung zu unterscheiden“ sei. „In der Liquidationsphase ist noch vieles möglich“, heißt es bei Bertelsmann.

Über die Vox-Lizenz wird ohnehin erst im April verhandelt. In den Wochen nach Ostern tritt der „Länderausschuß“ der Medienanstalten von Nordrhein-Westfalen, Bremen, Hessen und dem Saarland zusammen, der Vox genehmigt hat. Auch personell scheint das Weitersenden über den 31. März hinaus vorerst kein Problem. Für „volle Besetzung im April“ sei gesorgt, sagte Vox-Sprecher Uwe Krink. Zwar erhielten die Vox- Leute (190 Angestellte) am 31. ihre Kündigungen, so Krink, doch diese seien meist erst für Ende April oder Juni ausgestellt. „Mitarbeiter können freigestellt werden, müssen aber nicht.“ kotte