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Radio-Bremen-Sendemasten überflüssig

■ Telekom: Auf dem Waller Fernsehturm ist seit Jahren genug Platz / RB will eigenen Mast

Warum sind die Sende-Einrichtungen von Radio Bremen nicht längst auf dem neuen Post-Sendeturm in Utbremen untergebracht? Warum wird seit Jahren darüber geredet, es müßten neue Masten in das Landschaftsschutzgebiet in die Oberneuländer Wümmeniederung gebaut werden?

Gerhard Otte, Bezirks-Beauftragter für den Rundfunk bei der Telekom, versteht das im Grunde auch nicht. „Bei der Planung in Utbremen“, sagt er, wurde Platz für Radio Bremen geschaffen, „30 Meter Schaftlänge sind seitdem frei“. Die Grundsteinlegung war immerhin 1984. Ist es nicht billiger, einen Sendeturm zu unterhalten als zwei? Warum sendet Radio Bremen nicht längst aus Utbremen? „Diese Frage hat sich nicht gestellt“, sagt der Telekom-Vertreter. Warum nicht? „Wir sind nie gefragt worden.“ Die Telekom hat aber auch kein Angebot an Radio Bremen gemacht. Otte weist auch den Gedanken, daß die aktuelle Diskussion von der Telekom angezettelt worden sei, entrüstet von sich.

Wenigstens in diesem Punkt ist er mit seinem Kontrahenten, dem Radio Bremen-Intendanten Karl-Heinz Klostermeier, einig: Auch der kann sich nicht vorstellen, daß die Telekom von sich aus auf die Idee gekommen ist, mitzuteilen, daß sie die Radio Bremen-Programme von ihrem Turm ausstrahlen könnte. Klostermeier: „Bis vor wenigen Wochen war die Auskunft der Post immer wieder, daß sie unsere Sender nicht auf ihren Turm bringen kann, insbesondere das Fernsehen nicht. Jetzt scheint es eine neue Prüfung gegeben zu haben, daß das doch geht – vermute ich mal.“ Er hat es auch in der Zeitung gelesen: „Ich habe mit der Post keinen Kontakt gehabt.“

Die Vorstellung, den eigenen Sendeturm aufgeben zu müssen, stößt bei Radio Bremen aber auf deutliche Abwehr. Klostermeier: „Meine Akte beginnt 1967. Da sollten wir aus Horn-Lehe weg.“ Der Postturm ist nur 200 Meter hoch, bei einer Verlegung der Radio-Bremen-Sendemasten dürfte der Sender dagegen 300 Meter hoch bauen. Mit den Sendeanlagen auf den Postturm zu gehen „würde für uns keinen Vorteil bringen“, sagt der Intendant deshalb klar.

Und die Kosten? Wäre es nicht für alle billiger, wenn nur ein Turm betrieben würde? Theoretisch ja. Kürzlich ist aber der Deutschlandfunk, als er in Bremen auf Sendung gehen konnte, zu Radio Bremen gegangen – weil die Post technische Probleme hatte und weil Radio Bremen nicht nur schneller, sondern auch erheblich billiger war.

Die Telekom, muß man dazu wissen, hat zwei Preislisten. Den Öffentlich-Rechtlichen knöpft sie ordentliche Geld ab, für die Privaten hat sie es anfangs erheblich billiger gemacht und ist dann im Preis angezogen. Bisher hat sie ein vom Bundesverfassungsgericht abgesichertes Monopol, außer den ARD-Anstalten darf niemand Rundfunk-Sender abstrahlen, und das nutzt die Telekom offenbar weidlich aus.

Für 3 Millionen, wird gesagt, wolle die Telekom die Radio-Bremen-Programme abstrahlen. Umwelt-Staatsrat Uwe Lahl bestätigt diese Summe: „Auch mir ist diese Zahl im Gespräch genannt worden.“ Da die Kosten für den Neubau der Sendeanlagen von Radio Bremen auf weit mehr als 20 Millionen geschätzt werden, wäre das ein attraktives Angebot. Für Klostermeier sehen die Relationen anders aus. Der neue eigene Sender würde nur 8 Millionen kosten, sagte er zur taz. Und: „Diese 3 Millionen stehen in keinem Papier. Ich halte diese Zahl auch für falsch.“ In Gesprächen mit Radio Bremen-Vertretern sei eine Zahl genannt worden, die „mehr als doppelt so hoch“ ist. Allein für das Dritte Programm nehme die Post 2,7 Millionen im Jahr. Und: „Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß die Post so ein Angebot machen kann – dann hat sie die ganze ARD am Hals.“ Das würde bedeuten: Erstens bringt der Postturm für Radio Bremen keine größere Reichweite, zweitens keine Kostenersparnis.

Otte von der Telekom versichert, über Preise sei „überhaupt noch nicht gesprochen“ worden, die würden sowieso in Bonn gemacht.

Das einzige, was sich Klostermeier vorstellen kann, ist, daß Radio Bremen am Postturm in Utbremen Räume anmietet, d.h. daß die Post ihren Turm teilweise vermietet. „Dazu scheint die Post nicht bereit, sie möchte das alles schlucken.“ Und deswegen findet er: „Warum soll ich aus Horn-Lehe vor dem Jahre 2004 weggehen?“ Bis dahin läuft der Pachtvertrag für das Gelände. Telekom-Vertreter Otte: „Jeder kocht eben sein eigenes Süppchen.“

Umwelt-Staatsrat Lahl hat aber die Hoffnung nicht aufgegeben: „Wenn die beiden Kontrahenten sich einigen, wäre das für Bremen ein glückliches Paket.“ K.W.

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