: Mietspiegel, die Dritte
■ Die agWohnen will einen Mietspiegel für Bremen
Erneut nimmt die „agWohnen“ Anlauf: Es muß endlich ein Mietspiegel her, fordert die Organisation, in der 18 ehemals gemeinnützige Wohnungsunternehmen mit zusammen mehr als 100.000 Wohnungen vertreten sind.
In ihrem neuerlichen, dritten Vorstoß wendete sich die Arbeitsgemeinschaft in einem Brief an Bremens Bausenatorin Eva-Maria Lemke. Ein Mietspiegel sei „ein wichtiges Instrument für die kommunale Wohnungspolitik“, argumentierte Delef Knust, der Vorsitzende der „agWohnen“ darin. Und: In allen Städten der alten Bundesländer mit über 500.000 EinwohnerInnen gebe es einen Mietspiegel, außer in Bremen und Hannover.
Der Nutzen eines Mietspiegels ist für Bremen allerdings umstritten. Es handelt sich bei der Mietpreisübersicht nämlich lediglich um eine Erhebung über die Vergleichsmieten nicht preisgebundener Wohnungen. Außerdem fließen in einen solchen Mietspiegel nur Mietsätze aus solchen Mietverträgen ein, die in den letzten vier Jahren erstellt wurden.
Gerade jetzt, wo der Bedarf an Wohnungen größer sei als das Angebot, sei Handeln geboten, vertrat Knust die Ansicht der agWohnen. Ein Mietspiegel könnte auch Bremer BürgerInnen ohne Fachkenntnisse eine Orientierung, und damit eine gewisse Kontrolle bieten, argumentierte er.
Nach Meinung der Grünen allerdings überwiegen eindeutig die Nachteile. Karoline Linnert, Sprecherin der Bremer Bürgerschaftsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, befürchtet eher einen Anstieg der Mieten nach der Erstellung eines Mietspiegels. Gerade die Tatsache, daß nur die Mietverträge der letzten vier Jahre zur Erstellung herangezogen werden dürften, treibe die durchschnittliche Miete künstlich hoch, sagte sie. Vergleichsweise günstige Mieten von langandauernden Mietverhältnissen fielen dabei unter den Tisch.
Im Bauressort rechnet man nicht damit, daß der neuerliche Vorstoß der agWohnen in der Bürgerschaft verhandelt wird, sagte Rainer Imholze, Pressesprecher der Bausenatorin. Denn dafür bräuchte die Arbeitsgemeinschaft die Unterstützung einer Bürgerschaftsfraktion. Der letzte Antrag der CDU vor zwei Jahren scheiterte bereits an den Kosten. Nach Aussage Imholzes gebe es keinen Bedarf für einen Mietspiegel. Tim Diedrich
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen