■ Couchpotato's Chips & Tips
: Samstag

Die falsche Sklavin

Bei solch einer Synopsis wittert der feinnervige Zeitgenosse ein politisch inkorrektes Schelmenstück US-amerikanischer Brachialpropaganda: Der Diplomat Matt Claibourne reist nach Tripolis, um vermöge des mitgebrachten Goldes einige Landsleute freizukaufen, die von einem musel- und megalomanischen Orientalen festgehalten werden. Irrtum des Rezipienten, denn es geht mitnichten gegen Gaddafi: Der Film spielt im frühen 18. Jahrhundert und wurde bereits 1947 gedreht.(RTL 2, 13.20 Uhr)

Unter Palmen am blauen Meer

Bibi Johns, Harald Juhnke und Teufelsgeiger Helmut Zacharias versammeln sich an der Riviera, um Lil Dagover die Popularmusik des Jahres 1957 nahezubringen.(RTL 2, 16.25 Uhr)

Die Stadtindianer

Sie wollen halt ein wenig aufholen, unsere Öffentlich-Rechtlichen. Nicht nur räkelt sich die mehr oder minder als Zierat beigefügte Barbara Rudnik mitunter zwar ansehnlich, aber ohne jede dramaturgische Notwendigkeit in der Badewanne – obendrein gab es vor einer Woche Iris Berben zu sehen, wie sie ungehemmt und somit skandalträchtig am anderen Ufer lustwandelte, und das auch noch vor dem achten Glockenschlag. Dergleichen hätte den Grundversorgern früher eine Sturzflut von Zuschauerpost eingetragen.(ZDF, 19.25 Uhr)

Blind Rage

Eigentlich sollte man Vox-Sendungen ja gar nicht mehr ankündigen – die senden sowieso nie, was sie versprechen. In diesem Falle wäre es schade, handelt es sich bei „Blind Rage“ doch um den zweiten Spielfilm der durch „The Decline of the Western Civilisation“ aufgefallenen und durch „Wayne's World“ berühmt gewordenen Penelope Spheeris. Wie in den meisten ihrer Filme stehen Jugendliche im Mittelpunkt der Geschichte: Zwei propere Kleinstadtjungs (Charlie Sheen und Maxwell Caulfield), deren aufgestaute Frustrationen sich während einer Spritztour nach L.A. in sinnlosen Gewaltaktionen eruptiv entladen.(Vox, 0.05 Uhr)

Bestien lauern vor Caracas

...und eine davon heißt Hildegard Knef.(Pro 7, 2.05 Uhr)

Solo für U.N.C.L.E.

Napoleon Solo entstand nach dem Bilde des britischen Kollegen James Bond, dessen Schöpfer Ian Fleming den Namen der Figur beisteuerte, wegen einer schweren Erkrankung aber weiter keine Hilfestellung geben konnte. Trotzdem gedieh Mr. Solo (Robert Vaughn) prächtig und bekam mit Illya Kuryakin (David McCallum) noch einen Spielgefährten zur Seite. Unter dem Eindruck der gerade überwundenen Kuba-Krise sträubten sich die Produzenten zunächst gegen die Rekrutierung des Russen. Das Publikum aber war bereits auf Völkerfreundschaft eingestellt, und so wurde der sympathische Towarischtsch Kuryakin zum heimlichen Star der Sendereihe, die mit Fug als Kultserie eingestuft werden kann.(RTL, 9.50 Uhr)

Meuterei auf der Bounty

Marlon Brando feiert heuer seinen 70. Geburtstag. Anlaß genug für ARD und ZDF, die Filme der aufgedunsenen Skandalnudel gleich reihenweise zu präsentieren. Die Mainzer legen schon mal vor mit dem von Brando selbst produzierten „Bounty“-Remake, senden morgen „Apocalypse Now“ hinterdrein und haben ansonsten mit dem 1950 entstandenen Heimkehrerdrama „Die Männer“ (8. April, 0.40 Uhr) das gewiß sehenswerte Kinodebüt des seinerzeit noch ranken Stars zu bieten.(ZDF, 15.30 Uhr)

New Jack City

Als Journalist beschäftigte sich Barry Michael Cooper eingehend mit der neuen Generation von Großdealern, die in den Achtzigern ihre Konkurrenten mit Waffengewalt ausschalteten, den New Yorker Crack- Markt übernahmen und ihre Geschäfte mit modernsten Busineß-Methoden betrieben. Cooper war auch Ko-Autor dieses flamboyanten Kinofilms, der Aufstieg und Fall eines solchen Crack-Fürsten schildert. Mario Van Peebles, Sohn des einflußreichen, in „New Jack City“ wiederum zitierten Underground- Filmers Melvin Van Peebles, drehte den Film mit einem äußerst niedrigen Budget von 8,5 Millionen Dollar an Originalschauplätzen in Harlem und Brooklyn. Die Hauptrollen spielen Wesley Snipes, Ice-T, Judd Nelson und Van Peebles selbst.(Pro 7, 22.05 Uhr)

Rat mal, wer zum Essen kommt

Nach längerer Abwesenheit kehrt Joey Drayton (Katharine Houghton) zu ihren Eltern (Katherine Hepburn und Spencer Tracy) zurück, um ihnen ihren künftigen Schwiegersohn, den dunkelhäutigen Arzt Dr. John Prentice (Sidney Poitier), vorzustellen. Die Draytons sind entsetzt, und auch die Familie des Bräutigams äußert Vorbehalte gegen die Mischehe. Joey arrangiert ein gemeinsames Essen, bei dem ein Geistlicher als Vermittler fungiert.

Im Entstehungsjahr 1967 war eine solche Geschichte noch hinlänglich brisant, wie sich an Stanley Kramers skrupulöser Inszenierung durchaus ablesen läßt: Beispielsweise gibt es kaum Körperkontakt zwischen den Liebenden, nicht einmal die Hochzeit wird gezeigt. Die Branche honorierte die allseits einfühlsamen Bemühungen der Beteiligten mit zehn „Oscar“- Nominierungen.(Sat.1, 15.20 Uhr)

Der 4-D-Mann

Die Gebrüder Nelson erfinden gemächlich vor sich hin und stoßen beiläufig auf ein Verfahren, mit dessen Hilfe man durch Wände schreiten kann. Scott Nelson schaut dann auch prompt bei seiner Bank vorbei, um den Forschungsetat ein wenig aufzufüllen – ohne Abbuchung, versteht sich. Einen kleinen Haken hat die Chose: Wer durch Wände wandelt, vergreist im Eiltempo und muß sich an jungem Fleisch delektieren, um den Verfallsprozeß aufzuhalten. Das ginge nun ewig so weiter, hätte sich Scott nicht beizeiten verlobt. Die junge Frau nimmt es schließlich auf sich, das Ungeheuer zu fällen.(Kabelkanal, 23.50 Uhr)

Harald Keller