: Des Truntschkas Kleider
■ Weil München abergläubisch ohne Schampus nach Düsseldorf gereist war, gewann Hedos den ersten Meistertitel
München/Düsseldorf (dpa/taz)
Die Hedonisten aus München verrichteten Schwerstarbeit, als es in der Ostersonntagsnacht galt, ihrem Namen Ehre zu machen und ihren ersten deutschen Meistertitel auch noch würdig zu begehen. Was das heißt? Gerd Truntschka zeigte eine Strip-Einlage. Der Kapitän hatte allen Grund, sich seiner Kleider zu entledigen – es war sein achter Meistertitel.
Die Männer aus dem Bayernland hatten nach einer langen Saison genug von langatmigen Geschichten. Sie benötigten lediglich drei Siege in der Finalserie „Best of five“, um den Titel nach Hause zu fahren: ein 4:2 in Düsseldorf, ein 3:2 zu Hause. Im dritten Duell konnten die Düsseldorfer nur im ersten Drittel mithalten. Da vermißten die Hedos-Angreifer ihren verletzten Torjäger Didi Hegen. Nach dem 1:0 durch Niederberger beschloß aber Georg Franz (München): „Wir müssen mehr Eishockey spielen, nicht Eishockey kämpfen.“
Gesagt, getan. Resinger (24.), Schreiber (43.), Sherven (51.) und Steiger (57.) besorgten das 4:1. DEG-Trainer Hans Zach, in den letzten vier Jahren in Folge mit seinem Team Meister, mußte zeigen, daß er auch mal verlieren kann: „Ich stehe zu meiner Mannschaft.“ Hedos-Trainer Hardy Nilsson verlautbarte, was man als freudiger Gewinner in dergleichen Situationen zu verlautbaren pflegt: „Ich bin glücklich und muß jetzt zu meiner Mannschaft.“ Dieselbe saß mindestens ebenso glücklich, aber auf dem trockenen in der Kabine. Aus purem Aberglauben hatte man keinen Schampus nach Düsseldorf mitgenommen. Die Verlierer sorgten für Linderung.
Im heimatlichen Freistaat empfingen 2.000 Hedos-Fans jene Spieler, die geschafft hatten, wovon seit 1922, als der MTV 1879 München den ersten Meistertitel nach München holte, die Nachfolger nur träumen durften.
Ob der Meister zusammenbleibt, ist indes fraglich. Der 8,5-Millionen-Etat wird auf sechs Millionen abgespeckt. Drei Spieler (Wally Schreiber, Mondi Hilger und Georg Franz) wollen Hedos verlassen.
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