: Kinder lassen sich zu Zigaretten verführen
■ BIPS fordert Tabak-Werbeverbot
Schon Kindergartenkinder werden offenbar durch Zigarettenwerbung beeinflußt. Bereits 30 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen können einzelne Marken benennen und wiedererkennen, berichtete Prof. Eberhard Greiser, der Leiter des Bremer Instituts für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS). Das BIPS hat im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums zusammen mit der Freiburger Gesellschaft „Gesomed“ die Auswirkungen von Tabakwerbung auf das Konsumverhalten von Kindern und Jugendlichen untersucht.
Die Forscher fordern aufgrund der Ergebnisse ein Verbot für Zigarettenwerbung und eine gezielte Gesundheitskampagne gegen das Rauchen. Es sei erwiesen, daß „Kinder und Jugendliche durch Werbung für Zigaretten zu Rauchern werden“, sagte Greiser. So habe ein Test ergeben, daß 72 Prozent der Zehn- und Elfjährigen die Werbung für eine bekannte Markenzigarette erkennen, auf der der Markenname gelöscht war. „Gesomed“ habe ermittelt, daß genau diese Marke bei den 14- bis 21jährigen mit einem Anteil von über 50 Prozent die meistgerauchte Zigarette sei.
Als Grundlage für die Studie dienten den Forschern 300 wissenschaftliche Arbeiten aus aller Welt, die sich mit den Ursachen des Rauchens und der Wirkung von Zigarettenwerbung beschäftigen. Jugendliche Raucher wechseln demnach oft die Marke und sind deshalb für die Werbetätigkeit der Unternehmen besonders interessant. Das Fazit der Wissenschaftler: „Ein Totalverbot der Tabakwerbung würde in Kombination mit anderen begleitenden Maßnahmen wahrscheinlich zu einer Reduktion des Rauchens führen.“ Der Erfolg zeige sich etwa in Neuseeland, wo seit 1990 ein striktes Werbeverbot für Zigaretten gilt.
Die Wissenschaftler haben für ihre Forderung auch Rückenwind von einem Werbespezialisten. Der Lübecker Werbeberater Dr. Ulrich Eicke hat – ebenfalls im Auftrag des Bundesgesundheitsministers – eine Stellungnahme zu der Untersuchung abgegeben. Sein Fazit: „Kinder und Jugendliche (dürfen) nicht weiterhin dahingehend beeinflußt werden, ihr Nichtraucher-Verhalten zu ändern.“ dpa
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