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Trotz des Autrags, die Stadt mit Informationen zu überschütten, zeigt sich der NDR auch mal äußerst scheu. „Was ist faul bei der Filmförderung? Filz bei den Fördergremien“ verhieß ein Fernsehbeitrag im NDR-Kulturreport am 19. Dezember 1993 deftige Enthüllungen. Wer aber wo filzt oder warum, ließ der Bericht mangels Fakten vorsichtshalber offen, stattdessen sah man das Logo des Hamburger Filmbüros fett ins Bild gesetzt.

Das wollte sich sowas nicht unterstellen lassen und klagte beim Landgericht gegen den NDR auf Unterlassung solcher Behauptungen. NDR-Justitialrat Carsten Puttfarcken hatte zwar längst abgewiegelt, die Kritik an Filz und Kungelei habe sich ja keineswegs auf eine bestimmte Filmförderungseinrichtung bezogen. Aber auf was sich die Kritik denn bezog und worin sie begründet lag, blieb - bis auf einen undeutlichen Hieb in Richtung des vom Filmbüro geförderten, umstrittenen Films Beruf Neonazi - ein Rätsel.

Vor Gericht einigten sich David-Filmbüro und Goliath-NDR am 18. März auf einen Vergleich. Der NDR erklärte, die Sendung habe nicht zum Ausdruck bringen wollen, daß das Filmbüro bei der Vergabe von Fördermitteln ungesetzlich gehandelt habe. Doch gehe man davon aus, „daß auch das Filmbüro diese Erklärung nicht veröffentlichen wird“. Sie muß dem NDR recht peinlich sein. Recherchen, ob Filmbüro-Mitglieder vom Filmbüro gefördert wurden, was den Filzvorwurf hätte rechtfertigen können , unternahm der NDR laut Filmbüro erst kurz vor der Verhandlung und mußte feststellen, daß in keinem Gremium ein Filmer seinen Film gefördert hatte. Und daß der für den Kulturreport verantwortliche NDR-Redakteur Ralph Quinke mit zwei Projektanträgen beim Filmbüro abgeblitzt war und vielleicht mal das Fernsehen nutzte, um sich Luft zu machen, möchte der Sender sicher auch lieber nicht veröffentlicht wissen. Quo vadis, Dinosaurier? Julia Kossmann