: Nagorny-Karabach
Ein neuer Staat soll sie werden, die 4.412 Quadratkilometer große armenisch besiedelte Enklave Berg-Karabach. Das Gebiet, das keine direkte Grenze mit Armenien hat, ist seit 1988 umkämpft. Während ursprünglich aserbaidschanische Truppen das gesamte Gebiet besetzt hielten, ist es mittlerweile genau umgekehrt. Die Karabach-Armenier kontrollieren das gesamte Gebiet von Karabach und haben darüber hinaus das aserische Territorium zwischen der Enklave und Armenien sowie das Gebiet südlich Karabachs bis zur iranischen Grenze besetzt. Der Durchbruch für die Karabach-Armenier kam im Frühjahr 1992. Erst eroberten sie die größte aserbaidschanische Garnison in Karabach, Schuschi, zwei Monate später, im Mai 92, erkämpften die Armenier die erste direkte Verbindung zu Armenien, den sogenannten Latschin-Korridor. Nachdem sie im Sommer und Herbst 92 eine aserbaidschanische Gegenoffensive zurückschlagen konnten, gelang ihnen im Frühjahr 93 dann der nächste, große Geländegewinn. Sie eroberten Kelbadschar, eine Stadt, die nördlich des Latschin-Korridors zwischen Karabach und Armenien liegt. Dadurch bekamen sie einen zweiten Korridor und vertrieben die aserische Bevölkerung zwischen der Latschin- und der Kelbadschar-Verbindung. Territorial war der Anschluß damit hergestellt, politisch schien es den Armeniern in Jerewan und Karabach jedoch nicht opportun, die Zusammenlegung zu vollziehen. Statt dessen gingen die armenischen Eroberungen südlich Karabachs weiter – offiziell, um den Beschuß armenischer Dörfer von dort unmöglich zu machen, tatsächlich wohl vor allem, um für das politische Poker genug in der Hand zu haben. Zum Jahreswechsel 93/94 versuchten aserbaidschanische Verbände das Blatt militärisch noch einmal zu wenden. Sie eroberten den Paß bei Kelbadschar, eine Position, die für die Rückeroberung des nördlichen Karabach strategisch wichtig ist. Diesen Paß eroberten die Karabach-Armenier Ende Februar zurück. Jürgen Gottschlich
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen