: Aromatisch an der Nase herumgeführt
■ Duft-Öle gibt es an jeder Ecke / In den Flaschen stecken nicht immer Naturextrakte
„In kostbaren Ölen ist der bezaubernde Duft von Pflanzen aufbewahrt. Wie unsichtbare Geister durchströmen sie den Raum“, schwärmt die Firma Aromara.
Das Geschäft mit den Ölen blüht. Duftlampen halten Einzug in Wohnzimmer, jeder Lebensbereich kann durch ein entsprechendes Öl abgedeckt werden. Aromatherapie soll die Abwehrkräfte stärken. Bei Erkältungen schaffen Eukalyptusöl und Menthol Erleichterung.
Mit dem Geschäft blühen Tricks und Panschereien. So kursieren allerlei verwirrende Begriffe wie „Parfümöl“, „naturidentisch“ und „naturrein“. Im Deutschen Arzneimittelbuch wird zwar klar festgelegt, wie man ein „ätherisches Öl“ herstellt. Doch das garantiert nicht, daß eine Essenz tatsächlich naturbelassen ist. „Beispielsweise kann Pfefferminzöl auch dann noch als „natürlich“ und „rein“ verkauft werden, wenn ein Teil des Menthols abgetrennt wurde“, sagt ÖKO-TEST-Berater Dr. Dieter Wundram.
Nach dem Arzneimittelbuch kann ein „naturreines“ Öl auch fremde Bestandteile enthalten. Doch der Laie kann den Unterschied zwischen echtem Mandarinenöl und dem Verschnitt mit Citral aus billigem Orangenöl kaum herausriechen. Bei „reinem Duftöl“ oder „natürlichem Parfümöl“ darf noch mehr gepanscht werden. „Naturidentische Öle“ hingegen sind immer Kunstprodukte.
Seriöse Hersteller lassen ihre Öle auf Rückstände von Schwermetallen und Pestiziden untersuchen und verwenden, nach Möglichkeit, Rohstoffe aus kontrolliert biologischem Anbau. Denn gerade beim Anbau wird oft Raubbau betrieben: Der überwiegende Teil stammt aus Monokulturen, nicht selten werden Öle wie Sandel- oder Rosenholz aus tropischen Hölzern angeboten.
Der Preis einer Essenz hängt zudem vom Herstellungsprozeß ab. Wird, wie bei Rosenöl, traditionell destilliert, ergeben fünf Tonnen Rosenblätter gerade mal einen Liter Rosenöl. Bei der Extraktion mit Lösemitteln hingegen läßt sich aus der Blättermenge die zehnfache Menge gewinnen.
Von einigen Pflanzen gibt es wegen der Schwierigkeiten bei der Herstellung überhaupt keine echten Öle. Wer an einem Fläschchen Veilchen-, Flieder- oder Maiglöckchenöl schnuppert, kann sicher sein, einem echten Kunstprodukt erlegen zu sein.
ÖTM
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