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Ärger mit den Alteigentümern

■ Treuhand brachte 800 große Verträge unter Dach und Fach

Berlin (taz) – „Mit ein paar hundert Investoren sind wir im Gespräch“, sagte Treuhandsprecher Wolf Schöde gestern – den Ausdruck „nachverhandeln“ mag er nicht in den Mund nehmen. Etwa 30.000 Unternehmensverträge wird die Treuhand ihren Nachfolgeorganisationen hinterlassen, wenn sie Ende 1994 aufhört zu existieren. Bis Ende 1997 soll die Einhaltung aller Kontrakte überprüft worden sein. Die Breuel-Behörde hat aufgelistet, daß sie etwa 800 ganz große Verträge unter Dach und Fach gebracht hat, bei der es um Kauf- oder Investitionssummen von über 10 Milliarden Mark oder mehr als 250 Arbeitsplätze ging. Schwierigkeiten machen noch immer Grundstücksverkäufe, weil die Landesämter zur Regelung offener Vermögensfragen oft keine eindeutigen Aussagen über Alteigentümer machen. „Soweit das stimmt, was wir sagen, darf auf der Liegenschaft investiert werden“, sei eine typische Antwort der Landesämter auf Treuhandanfragen, behauptet Schöde. Mit einem solch ungesicherten Nachweis aber gewähre niemand einen Kredit. Auf jedes dritte Unternehmen wurden Restitutionsansprüche gestellt; noch immer melden sich monatlich etwa 200 Alteigentümer bei den Vermögensämtern.

Von den zur Zeit noch etwa 4.000 TreuhandmitarbeiterInnen werden nach Vorstellung der Breuel-Behörde im nächsten Jahr noch etwa 3.700 in den Nachfolgeorganisationen arbeiten. Ende 1998 sollen immerhin noch 2.000 Leute mit dem DDR-Erbe beschäftigt sein.

Dem Haushaltsausschuß in Bonn, der am 20. April weitere Schritte beschließen soll, ist das zu viel. 2.400 Leute sollen 1995 genug sein, heißt es inoffiziell.

„Prozeßführungen werden einen relativ großen Teil der Ressource Mensch binden“, so Schöde. Er rechnet allein mit etwa 4.000 Prozessen mit Kommunen. Außerdem stehen der Treuhand nach Schödes Rechnung etwa 3.000 Gerichtsverfahren mit Alteigentümern ins Haus. aje

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