: RCU-Vorsitzender in Bestechung verwickelt?
■ Polizei durchsuchte gestern Wohnung und Büro von Rudko Kawczynski
Der Vorsitzende der Rom- und Cinti-Union, Rudko Kawczynski, soll in den Bestechungsskandal in der Hamburger Ausländerbehörde verwickelt sein. Er steht unter Verdacht, bei einem leitenden Mitarbeiter der Behörde gegen Bares Aufenthaltsgenehmigungen für Rom und Cinti erwirkt zu haben. Gestern durchsuchte die Polizei sowohl die Privatwohnung Kawczynskis und die Büroräume der RCU in St. Pauli als auch die Räume des Behördenmitarbeiters.
Vor einem knappen Jahr wurden die ersten Fälle von Korruption in der Ausländerbehörde bekannt. Etliche Bedienstete sind bereits suspendiert worden. Zur Zeit wird nach Auskunft von Presse-Staatsanwalt Rüdiger Bagger gegen mehr als zehn Personen ermittelt, darunter sowohl Behördenmitarbeiter als auch auswärtige „Vorteilsgewährer“, wie es im Behördendeutsch heißt. Rudko Kawczynski stand offenbar schon länger im Visier der polizeilichen Sonderermittlungsgruppe Ps 3. Jedenfalls stammt der Durchsuchungsbefehl für die RCU-Büroräume noch aus dem vergangenen Jahr. Warum die Ermittler erst gestern zuschlugen, dazu mochte sich Bagger nicht äußern: „Es gab Gründe dafür.“
Außer nach Beweisen für Bestechung suchte die Polizei bei Kawczynski auch nach Waffen. Die Beamten fanden jedoch nur eine Signalpistole in seiner Wohnung. Dafür nahmen sie jede Menge Akten mit, darunter, wie der RCU-Chef beklagte, auch die Mitglieder-Kartei, die Gehaltsunterlagen der RCU-Angestellten und Material über die Besetzungsaktion der Rom und Cinti in Neuengamme vor einem Jahr. „Was haben diese Dinge“, so Kawczynski, „mit der angeblichen Bestechung zu tun?“ Der RCU-Vorsitzende tut die Ermittlungen gegen ihn als „dummes Zeug“ ab und vermutet hinter der Polizei-Aktion eine Reaktion auf seine politischen Aktivitäten. Erst vor gut zwei Wochen war Kawczynski mit dem Vorwurf an die Öffentlichkeit getreten, er und die RCU fühlten sich gegen ausländerfeindliche Übergriffe durch die hiesige Polizei nicht mehr geschützt. So wie Kawczynski die gestrige Durchsuchung seiner Wohnung schildert (“Tür aufgebrochen, mich und meine Familie mit Waffen bedroht, die blinde Schwiegermutter durch die Gegend gezerrt“), wird er seine Meinung wohl kaum positiv ändern. ch
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