: Friedensprozeß darf „nicht entgleisen“
■ USA appelliert an PLO und Israel, Gespräche fortzusetzen
Washington/Jerusalem (AFP) – Die USA haben an Israel und die Palästinenser appelliert, ihre Gespräche trotz des jüngsten Anschlags der islamischen Untergrundorganisation Hamas in der israelischen Stadt Hadera fortzusetzen. Der Nahost-Friedensprozeß dürfe „nicht entgleisen“, erklärte die Sprecherin von US-Präsident Bill Clinton, Dee Dee Myers, am Mittwoch in Washington. Bei dem Anschlag waren am gleichen Tag zwischen Tel-Aviv und Haifa fünf israelische Businsassen und der palästinensische Attentäter getötet worden.
Während der Anschlag in Hadera bei der israelischen Regierung keinerlei Ambitionen weckte, die Verhandlungen mit der PLO zu unterbrechen, erklärten Mitglieder der Likud-Opposition erneut ihre Kritik an den Gesprächen. Sie riefen landesweit zu antipalästinensischen und Anti- Regierungs-Protestkundgebungen auf. Ein rechtsradikaler Abgeordneter, Rabbi Jossef Ba-Gad, forderte eine „jüdische Intifada“ als Antwort auf den Aufstand der Palästinenser.
In der Nacht zum Donnerstag drückte der PLO-Vorsitzende Jassir Arafat gegenüber dem israelischen Ministerpräsidenten Jitzhak Rabin am Telefon sein Bedauern über den Anschlag von Hadera aus. Der PLO-Chef habe Jitzhak Rabin gebeten, den Familien der Opfer sein Beileid zu übermitteln, teilte das Amt des israelischen Ministerpräsidenten gestern in Jerusalem mit. Rabin und Arafat hätten sich darauf verständigt, die derzeit wegen des israelischen Unabhängigkeitstages unterbrochenen Gespräche über eine palästinensische Teilautonomie im Gaza-Streifen und in Jericho am Sonntag in Kairo wiederaufzunehmen. Besorgt zeigte sich der palästinensische Delegationsleiter, Nabil Schaath. Er sei „bekümmert und entrüstet“ über alle Anschläge der jüngsten Zeit – von Hebron und Gaza über Afula bis hin zu Hadera, die Zivilisten den Tod gebracht hätten, sagte er. Je länger sich die Unterzeichnung des Abkommens über die Umsetzung der palästinensischen Autonomie verzögere, desto mehr Blutvergießen werde es geben, mahnte er.
Seit die israelische Regierung und die PLO am 13. September vergangenen Jahres in Washington ihr Grundlagenabkommen unterzeichneten, das die Basis der gegenwärtigen Kairoer Gespräche ist, sind in Israel und den besetzten Gebieten fast 200 Menschen getötet worden. Durch Attentate von Israelis und Palästinensern und bei Einsätzen der israelischen Armee in den besetzten Gebieten kamen 154 Palästinenser und 42 Israelis ums Leben.
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