: Noch gehen die Ferien nicht baden
■ Die Kassen sind leer, doch die Bezirke versuchen, die Ferienangebote für Kinder und Jugendliche zu erhalten / Schöneberg: kein Geld für Badefahrten zum Wannsee
Berlin muß sparen – wie sehr, werden Kinder und Jugendliche im Sommer merken. Nicht mehr geben wird es beispielsweise die vom Bezirk Schöneberg angebotenen Tagesfahrten zum Strandbad Wannsee. Das Sport- und Bäderamt hat kein Personal mehr zur Betreuung der Kinder. Immerhin 160 Kinder pro Woche nutzten noch letztes Jahr dieses Ferienangebot. Auch in Neukölln standen die Badefahrten kurz vor der Streichung: „Wir haben lange überlegt. Aber letztlich haben wir uns dafür entschieden, zumindest noch einen von bisher zwei Bussen einzusetzen“, so der Leiter des Sport- und Bäderamtes, Klaus Steinke. Der Bus, der die Kinder aus dem Südteil Neuköllns, Buckow und Rudow, abgeholt hat, fällt dieses Jahr weg. In Kreuzberg hingegen werden die Badefahrten in vollem Umfang weitergeführt. Dies gilt auch in den Bezirken Hohenschönhausen und Marzahn, dort wird allerdings ein freier Träger eingeschaltet. Entwarnung gibt es vorerst für die Ferienlager. In fast allen Bezirken mußte die Durchführung von Ferienlagern im Umland, an Ost- und Nordsee oder im Ausland an freie Träger übertragen werden, um Personalkosten zu sparen. Das Angebot hat sich dadurch jedoch nicht verändert.
Der Unterschied zum letzten Jahr: Die Bezirksämter finanzieren die freien Träger und fungieren als Anmeldungs- und Berechnungsstelle – das haben sich die Bezirksstadträte vorbehalten. So ist weiterhin gewährleistet, daß Kinder aus sozial schwachen Familien bevorzugt behandelt werden. Aber, ärgert sich Tanju Tügel (PDS), Bezirksstadträtin für Familie und Jugend in Prenzlauer Berg, die Nachfrage nach Ferienangeboten übersteige bei weitem das Angebot, und es sei ein Glück, daß man trotz Mittelknappheit nicht auch noch kürzen mußte. Allein 3.000 Anmeldungen für die Ferienlager liegen in Prenzlberg vor, doch nur 500 Kinder können vermittelt werden.
Die bezirklichen Stadtranderholungsprogramme „Kinder in Licht und Sonne“, werden ebenfalls weitergeführt, allerdings – so Michael Wendt (Grüne), Stadtrat für Jugend in Neukölln – „innerhalb der Programme wird schon geschnippelt, da wird halt kein Zauberkünstler mehr engagiert, die Dampferfahrt fällt auch mal aus und das Ponyreiten“. Besonders arm dran sind auch in diesem Fall wieder die Schöneberger Kids. Die Stadtranderholung konnte zwar mit Ach und Krach gerettet werden, aber ist stark gekürzt worden. Nach Angaben von Evelyn Schulze, Amtsleiterin der Jugendförderung, heißt das: „Letztes Jahr konnten wir noch 300 Kindern die Stadtranderholung anbieten, dieses Jahr gibt es nur noch 70 Plätze.“ Allerdings ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Der Bezirksbürgermeister persönlich kümmert sich derzeit um eine mögliche Aufstockung des Angebots.
Schlimmste Befürchtungen haben die Bezirke für das nächste Jahr. Die gesamte bezirkliche Ferienerholung für Kinder und Jugendliche stehe zur Disposition, so Thomas Neumann, der Verantwortliche für Stadtranderholung und Ferienfreizeiten für den Bezirk Prenzlauer Berg. Außerdem wolle der Senat das Erholungsprogramm in eigene Verantwortung übernehmen und an freie Träger übergeben, den Bezirken fehle dann jede Kontrolle. Judith Gampl
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